http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0096
Und natürlich auch optimale Bedingungen für die Glasproduktion: Neben genügend
Buchenwald sowie anderen Rohstoffen war auch die verkehrsgünstige Nähe
zu zwei historischen Straßen, von denen eine über Mettlen nach Wehr und so ins
Hochrheintal bis Basel und die zweite über Todtmoos-Au auf den Hotzenwald
bzw. nach Todtmoos und St. Blasien führte, ein wichtiges Entscheidungskriterium
für die erfolgreiche Ansiedlung einer Glashütte.
Das waldgrüne Waldglas
Mit Waldglas bezeichnet man ein Pottascheglas, welches vom 12. bis 17. Jahrhundert
in den Waldglashütten der deutschen Mittelgebirge hergestellt wurde. Neben
dem typischen und auch den Namen gebenden waldgrünen Farbton - in allen
Farbabstufungen - gibt es aber auch Farbtöne von braun bis grau: Ausschlaggebend
waren dafür immer die im verwendeten Quarzsand enthaltenen Anteile9) der
verschiedenen Metalloxyde. Die charakteristische Grünfärbung des Pottasche-
Waldglases ergab sich durch die „Eisenschüssigkeit" des Quarzsandes, der Eisenoxyd
enthielt.
In Gersbach gewann man diesen wichtigen Rohstoff auch in Form von Kies-
geröllen in den Bächen oder kompakt an sog. „Quarzriffen" in den steilen West-
flanken des Wehratales. Beim „Pochen", das man entweder manuell mit einem
Hammer oder mit Hilfe eines mechanischen „Pochwerkes" vornahm, wurden die
einzelnen Gesteinsbrocken zu feinem Gesteinsmehl zerschlagen. Das relativ hohe
Risiko, sich dabei - wie auch im Bergbau - eine tödliche Staublunge zu holen und
schon früh an den damals nicht heilbaren Folgen zu sterben, war den „Pochern"
wohl noch nicht bewusst.
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Das vorliegende Quellen- und Forschungsmaterial lässt den Schluss zu, dass
zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert wenigstens zehn Glashütten im südlichen
Schwarzwald arbeiteten. Diese frühen Hütten befanden sich - im Gegensatz zur
späteren Entwicklung - in relativ geringem räumlichem Abstand zum Altsiedel-
land, wohl um dessen infrastrukturelle Vorteile, wie z. B. eine verkehrsgünstige
Lage, zu nutzen.
Als man in Venedig herausgefunden hatte, dass man die ungewollte Grünfärbung
mit Manganverbindungen (Braunstein), der „Glasmacherseife", verhindern
konnte, begann der Siegeszug des „gewaschenen" Glases - auch im Schwarzwald.
Schon 1516 unterscheidet man das „luter glas"m (lauteres, geläutertes, reines,
farbloses Glas) im Gegensatz zum „geferbt glas", was sich dann auch in der Unterscheidung
zwischen dem „edleren Tafelglas" und dem „einfacheren" Waldglas niederschlägt
.
So ist bereits um 1500 ein starkes Aufleben des Glasmachergewerbes festzustellen
: Steigender Bedarf in den Urbanen Zentren, wachsende Kaufkraft der städtischen
Bevölkerung, eine reichhaltigere Produktpalette - ein Trend, der sich bis ins 16.
Jahrhundert fortsetzt. Gefertigt wurden anfänglich vor allem Butzenscheiben.
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