http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0131
Das Reichsarbeitsdienstlager in Wintersweiler
(1938 - 1944)
Dieter Mohr
Vorwort
In der Erinnerung sind dem damals fast sieben Jahre alten Bub viele Einzelbilder
zum aufgelassenen und teilweise stark zerstörten Reichsarbeitsdienstlager deutlich
präsent.
Mit seinen gleichaltrigen Freunden aus dem Dorf durchstreifte er das Gelände,
stets auf der Suche nach verborgenen und verwertbaren Überbleibseln aus der Lagervergangenheit
, wohl immer im Wissen, dass diese Streifzüge von den Eltern
und den anderen Erwachsenen des Dorfes sehr missbilligt wurden.
In seinem Gedächtnis fest verankert bleiben auch die eindringlich mahnenden
Worte von Karl Schneider sen., unbedingt das für dieses Dorf „unselige Gelände"
zu meiden und das „Kriegerlisspielen" ein für alle Mal zu beenden.
Diesen Bericht zu erstellen war nicht selbstverständlich, weil sichere und historisch
-faktisch belegbare Quellen zur Planung, zur Entstehung und zum Bau des
Lagers nicht mehr vorhanden sind. Anschreiben an das Bundesarchiv in Berlin waren
ergebnislos, da im „Endkampf um Berlin alle Unterlagen durch Bombeneinwirkung
verbrannten.
Dass dieser Teil zur Chronik des Dorfes doch geschrieben werden konnte, verdankt
der Autor dem Ortsvorsteher Gerd Reinauer und einigen interessierten und
dem Thema gegenüber sehr aufgeschlossenen Bürgern seines Dorfes, ergänzt
durch einen Vermerk im Protokollbuch des Gesangvereins Wintersweiler und
durch Artikel aus dem Zeitungsarchiv der Stadt Lörrach, die auf dieses Lager und
auf den Einsatz der Arbeitsdienstmänner hinweisen.
Bei verschiedenen persönlichen Begegnungen sowie bei Interviews und in Gesprächen
ließen die Gesprächspartner das Lager wieder in ihren Erinnerungen entstehen
. Mit „ausgegrabenen Fotos" aus ihren Familienalben wurde die Existenz
des „Lagergesichtes44 nach außen auch bildlich sichtbar.
Herzlich dankt der Verfasser auch Herrn Hubert Seiler aus Bamlach, dem es in
vielen Jahren seiner Nachforschungen zu den R.A.D.-Lagern in Südbaden gelungen
ist, erkenntnisreiche Belege zu dieser Nazivergangenheit zu sammeln. Mit seinem
Wissen und dank seiner Mitarbeit ist es möglich geworden, dass der folgende
Artikel faktensicher bebildert und dokumentiert werden kann.
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