http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-01/0149
Etappen errichteten die Facharbeiter gemeinsam mit den Arbeitsdienstmännern die
verschiedenen Gebäude und Lageranlagen. Das große Bild zeigt die gesamte Lageranlage
, wie sie auch mir im Gedächtnis geblieben ist.
Das Eingangstor, der Speisesaal und der Appell- und Exerzierplatz beeindruckten
mich am meisten. Vier aus rötlichem Granitstein gesetzte Säulen mit den daran
befestigten Toranlagen markierten den Haupteingang. Dieser war überspannt von
einem strohgedeckten Holzdach. Aus der Dachkonstruktion heraus hing ein in
einem großen Ring eingelassenes Hakenkreuz, in dessen Mitte prangte das Emblem
des R.A.D. - ein schwarzer Spaten auf weißem Grund und roter Umrandung,
ruhend auf zwei gekreuzten goldenen Ähren.
Der Speisesaal war genial gebaut. Das Dach ruhte auf durchgehend gefertigten
Dachbindern, sodass keine tragenden Säulen den Raumblick verstellten. Am linken
Westrand des im Viereck angelegten Appellplatzes ragte der hohe Fahnenmast
auf, an dem die gehisste Fahne wehte. Jeden Abend blies der Lagertrompeter am
Fuße der Fahnenstange den Zapfenstreich, den man manchmal bis ins Dorf hörte.
Ernst Silbereisen sen. übersetzte uns dieses Trompetensolo mit dem Text: „Bleib
nicht so lang bei deinem Mädchen stehen, ins Bett, ins Bett, ins Bett."
Die herrlichen Stimmen von Karla Hillmer und Erika Wehrlin sowie ihre herausragende
musikalische Begabung im Gesangsduo vorzutragen, bereiteten uns in Wintersweiler
über viele Jahre hinweg ganz große Freude. Diese Fähigkeiten waren auch
der Lagerleitung bekannt und sie nutzten sie. Heute noch klingen in meinen Ohren
die ergreifenden Heimatlieder, die sie vor der großen Mikrofonanlage des Lagers
sangen. Selbst wir im Dorf oben konnten diesem schönen Singen lauschen.
Von dem „Drillen und dem Exerzieren" waren wir Dorfbewohner sehr unangenehm
betroffen. Die „Behandlung" der Arbeitsdienstmänner war entwürdigend.
„Die junge Buebe hän eim wirklig duuret."
Auch erinnere ich mich gut an die gemeinsam mit den Arbeitsmännern und uns
Dorfbevölkerung durchgeführten Aufräumarbeiten bei uns und in den Rheindörfern
, die durch verschiedene Beschussattacken der Franzosen verursacht waren.
Mir bleiben gleichfalls auch Bilder von den 1944 durchgeführten Schanzarbeiten
im Rheinvorland noch in guter Erinnerung.
Günter Kammerer (Jahrgang 1932)
Das Lager mit seinen Baracken und den verschiedenen Verbindungswegen kann ich
mir noch gut vorstellen. Die baulichen Veränderungen im Lager bekam ich alle mit.
In meiner Erinnerung jedoch unvergessen bleiben mir zwei wichtige Begegnungen
. Mit meinen Spezies Willi Schwald, Walter Hofmann und einigen anderen,
alle so um die 10 bis 12 Jahre alt, standen wir oft am Zaun und schauten „dem
bunten Lagertreiben" zu. Besondere Ausschau hielten wir nach einem aus dem El-
sass stammenden Truppführer. Dieser war, so erinnere ich mich genau, an diesem
zu schildernden Tag gerade dabei, junge Arbeitsmänner hart zu „schleifen". Auf
seinen für ihn in seiner Sprache typischen Befehl: „Achtung, Granädle, Granädle"
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