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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
71.2009, Heft 2.2009
Seite: 37
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-02/0039
Versuch einer Rekonstruktion

In Bezugnahme auf die genannten Sachverhalte sind für den größten der fünf
Grabhügel auf dem Katzenberg folgende zusammenfassende Aussagen möglich:

Auf Grund der Lage im Hügel, unmittelbar auf dem gewachsenen Boden, lässt
sich die Steinpflasterunterlage als Grabbau für die Hauptbestattung interpretieren.
Die Überreste des Skelettes sind völlig vergangen. Ob der Tote tatsächlich ohne Beigaben
bestattet wurde oder ob dies das Ergebnis einer antiken Beraubung in Verbindung
mit der unmethodischen Ausgrabung ist, lässt sich nicht mehr feststellen. Beigabenlos
aufgefundene Körperbestattungen in Grabhügeln der Hallstattzeit sind
nicht selten.27 Für diese erste Bestattung ist auch der Grabhügel errichtet worden.

Die zweite Grablegung ist innerhalb der ebenfalls skelett- und fundlosen Steinpackung
zu sehen, die in den bereits bestehenden Grabhügel eingebracht wurde
und somit als Nachbestattung anzusprechen ist.

Den am schwierigsten zu interpretierenden Befund stellt das sogenannte
„Scherbennest" dar. Die einzigen als typische Grabbeigaben anzusprechenden
Funde sind ohne Zusammenhang mit einer Grabkonstruktion geborgen worden.
Die in den Publikationen von G. Janski und S. Kurz aufgearbeiteten, vielseitigen
Bestattungsbräuche in der Hallstattzeit erschweren eine genauere Deutung zusätzlich
, da vielfältige Kombinationen von Grabbau und Beigaben eine große Bandbreite
an Interpretationsmöglichkeiten bieten.28 Daneben bleibt die Unsicherheit
durch die eilig abgeschlossene Ausgrabung durch ein unerfahrenes Grabungsteam.

Das innerhalb des „Scherbennestes" zusammen mit einer Fibel gefundene
Kegelhalsgefäß ist Teil einer Beigabenausstattung, wie sie für eine einfach ausgestattete
Körperbestattung typisch wäre.

Nichtkeramische Beigaben sind hingegen bei Brandbestattungen in Grabhügeln
die Ausnahme. Fehlende Grabeinbauten bei Brandnachbestattungen in Grabhügeln
sind im südlichen Oberrheingebiet die Regel. Allerdings sind bisher in keinem Fall
Keramik- und Metallbeigaben gemeinsam vorgefunden worden.29

Keramische Beigaben zählen zu der häufigsten Fundart innerhalb der hallstatt-
zeitlichen Hügelgräber mit Körperbestattung. Im Oberrheingebiet enthalten ca.
zwei Drittel aller beigabenführenden Gräber Gefäßkeramik, die überwiegend in
Kegelhalsgefäßen und Schalen besteht. Das in Wintersweiler gefundene Kegelhalsgefäß
gehört mit seiner Ornamentik zu den reicheren und aufwändiger verzierten
Typen im Oberrheingebiet.

Zusammen mit der nachgewiesenen, aber nicht überlieferten Bronzefibel könnte
der Geschirrsatz zu einem Grab mit einfacher Ausstattung gehören, sofern nicht
eine antike Beraubung das Bild verfälscht. Das eventuell bereits in einer früheren
Epoche gebrochene Fibelfragment könnte ein Hinweis auf eine Beraubung des
Grabes sein. Solche Beraubungen wurden z. T. bereits vorgenommen, bevor
hölzerne Grabkonstruktionen durch Verrottung zum Einsturz kamen. Für eine
Zuordnung zu den reicher ausgestatteten Hallstattgräbern fehlt die Beigabe eines
Dolches, Schwertes, Wagens, Halsrings oder eines Bronzegefäßes.30

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