http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-02/0062
ist die einfache Hohlkehle und deren spitzes Auslaufen ohne Verzierung, eine
Form, die allerdings der Einfachheit halber auch noch später beibehalten wurde.
Bei Kellerabgängen ist die Hohlkehle meist durch eine einfache Fase ersetzt.
Am Hause Gempp sind alle diese spätgotischen oder von der Renaissance beein-
flussten Merkmale in beispielhafter Weise vorhanden. Am Hause Reinauer lässt
sich dagegen beobachten, wie spätere Zeiten die gotische Befensterung abänderten
. Zu verschiedenen Zeiten wurden hier die originalen Fenster ersetzt. Nur
zwei von ihnen behielten ihre ursprüngliche Gestalt. Am Ostgiebel bekam eines
der Fenster einen Segmentbogen, andere wurden einfach rechteckig gerahmt. Das
geschah wohl im späten 18. oder früh im 19. Jahrhundert. Gotisch ist noch ein
kleines zweiteiliges Kellerfenster.
Beide Häuser besitzen noch die ursprünglichen Hauseingänge mit den zeittypischen
Rundbogen und den bei den Fenstern bereits dargestellten Gestaltungsmerkmalen
. Auch das stärker veränderte Haus Füchsel, Bläserhof Nr. 4, hat glücklicherweise
einen solchen altehrwürdigen Eingang bewahrt, ebenso wie Haus
Dorfstraße 10. Einen schlichteren Rundbogeneingang aus derselben Zeit entdecken
wir am Haus Dorf Straße 18.
Die Fensterstürze des Hauses Gempp zeigen bäuerlich vereinfachten Renaissancedekor
. Da sieht man Voluten, Rosetten oder derbes Laubwerk, außerdem
plumpe Masken. In einer „völkisch" orientierten Arbeit über Wintersweiler wurden
alle diese Elemente auf uralt germanisches Volkserbe zurückgeführt. Davon
kann nicht die Rede sein. Diese Motive sind einfach vergröberte Abbilder von
dem, was damals in den Städten als Renaissance-Bauschmuck zu sehen war.
Bauten aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg werden bemerkenswerterweise
durch ein bei uns erst im späten 19. Jahrhundert wieder aktuelles, auch von
der Moderne weithin akzeptiertes Bauprinzip, das „Bauen von innen nach außen",
Abb. 6: Haus Hintere Dorfstr. 1. Rekonstruktion
des Zustandes vor Anfügen
des Erweiterungsbaues (K. Schäfer).
1940 wurden die einfachen Fenster auf
der rechten Seite etwas verändert, siehe
Anmerkung 14.
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