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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
71.2009, Heft 2.2009
Seite: 63
(PDF, 29 MB)
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zwickten Besitzverhältnisse, die sich im Lauf der Jahrhunderte, vor allem durch
die Erbsitte der Realteilung, ergaben, und zum andern auf eine vom Standort der
heutigen Gebäulichkeiten abweichende Bautätigkeit in früheren Zeiten.

Bei gestelzten Bauten wurde der Hauseingang über eine ein- oder doppelläufige
steinerne Freitreppe erreicht. In deren Steinmasse wurde meist der gewölbte
Kellerabgang (Kellerhals) eingeschnitten, so wie wir dies auch noch beim jüngeren
Rathaus sehen. Dabei bevorzugte man im Allgemeinen für die Kellereingänge die
sonnengeschützte Nord- oder wenigstens die Ostseite. Dass in unseren Markgräf-
ler Dörfern schon früh Keller gebaut wurden, ist dem Weinbau zu verdanken. In
andern Landstrichen bestand bis zur Einführung der Kartoffeln keine Notwendigkeit
, Keller zu graben. Hier traten an deren Stelle die Erdmieten. Solche waren
auch bei uns üblich. Die Weichheit und Standfestigkeit des Löss(lehm)unter-
grundes macht es außerdem im Markgräflerland leicht, kleine, mit Brettertüren
verschlossene Stollen an Wegrändern anzulegen. Sie dienen z.T. noch heute als
Rübenkeller. Zur Engemühle gehört ein seitlich mit Bruchstein ausgemauerter und
mit Backstein eingewölbter Rübenkeller im Lösshang oberhalb des Anwesens.

Beim Haus Gempp machte die leichte Hanglage einen Kellerabgang unnötig.
Der zusätzliche, ebenfalls gewölbte Keller unter dem ehemaligen Schopf von 1766
dagegen wird über eine gut beschattete Treppe erreicht. Der Treppenaufgang fürs
Wohnhaus befand sich bis zur Errichtung des Anbaus von 1781 in der angebauten
Laube. Es gibt im Markgräflerland noch zahlreiche Wohnbauten aus der Zeit um
1600, bei der ein Treppenturm den Aufgang ermöglicht. Dass das stattliche Haus
Gempp, bevor die Laube angefügt wurde, einen solchen besaß (wie das ähnliche
„Stapflehus" in Weil), ist grundsätzlich denkbar; es fehlen aber konkrete Anhaltspunkte
dafür.

Beim Haus Reinauer ermöglicht seit der Barockzeit die Treppe in der großen
Laube, die auch den Kellerabgang beschattet, den Aufgang. Man muss davon ausgehen
, dass hier zuvor die übliche (ein- oder doppelläufige) steinerne Freitreppe
mit Kellerhals zum Hauseingang hinaufführte und das Obergeschoss wie üblich
über eine Innentreppe erreicht wurde.

An den Giebelfronten der Häuser Reinauer und Gempp fallen alte Kragsteine
auf. Solche Konsolen trugen früher Wetterdächlein zum Schutz der Wand. Wir
kennen diese auch als „Welschkomdächlein" oder, in der Ortenau, als „Duwak-
dächle" (Tabakdächle). Die Kragsteine am Haus Gempp sind aber offensichtlich
keine Stützen für Wetterdächer. Sie befinden sich direkt unter Fenstern und sind
mit Löchern zum Durchstecken von Stangen versehen, was auf Vorrichtungen zum
Trocknen o. ä. hindeutet.

Der Grundriss eines Küchenflurhauses (vgl. S. 56 f.) ist auch heute in den Grundzügen
bei beiden Häusern noch zu erkennen. Im Innern gehören hier im Hause Gempp
zu den gotischen Gruppenfenstern des Erdgeschosses tiefe Segmentbogennischen.
Eine weitere solche Nische auf der Westseite ist nach außen vermauert. Offensichtlich
wurde hier ein Gruppenfenster später geschlossen. Der Backofenanbau beim
Hause Gempp vor der Küche an der Westseite dient heute sanitären Zwecken.

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