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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
71.2009, Heft 2.2009
Seite: 72
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Die zwischen Brust- und Sturzriegel eingefügten Fenster haben noch ihre ursprüngliche
Größe. Zwei andere wurden, was später sehr oft geschah, etwas vergrößert
, indem man einfach den Brustriegel absenkte oder ganz entfernte.

Es fällt auf, dass bei diesen beiden Giebeln des 18. Jahrhunderts mit dem Holz
sparsamer umgegangen wurde als beim älteren Haus Kammerer, bei dem vor allem
die unerhört massige Eichenschwelle beeindruckt.

Bauten des 18. Jahrhunderts

Nach dem Dreißigjährigen Krieg dauerte es Jahrzehnte, bis sich das Land wieder
erholte. Man wird wohl lange Zeit nur notdürftig geflickt und Provisorien errichtet
haben. Allerdings lesen wir über Wintersweiler im Wettinger Berain31 von
1654, also schon kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg: „Ein Hofstatt, worauf
zwey Häuser gestanden, so aber abgegangen und verbrannt worden, itzo aber ein
neues Haus und Scheuer daran gehauen. Und gehört das Haus dem Hans Enderlin,
Georgen Sohn. Die Scheuern aber Caspar Barni." Über eine andere Hofstatt wird
im selben Berain dagegen vermerkt, dass sie eingefallen und noch „ohnerbauen"
liegt.

Wittmann sieht durch die sehr geringe Zahl datierter Steine aus der Zeit zwischen
1624 (Einsetzen der kriegerischen Ereignisse) und 1660 die naheliegende
Annahme bestätigt, dass in jener Zeit die Bautätigkeit minimal war32. 1672 bis
1679 brachte der Holländische, 1688 - 97 der Pfälzische Krieg Not und Elend.
Dann folgte der Spanische Erbfolgekrieg 1701 - 14, der ebenfalls kein neues Bauen
zuließ. Erst nach 1714 konstatiert Wittmann eine deutlich anwachsende Bautätigkeit
, die in den Achtzigerjahren ihren Höhepunkt fand, dann aber wieder durch
die Kriegszüge im Anschluss an die Französische Revolution gedrosselt wurde.

Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und die kritischen Jahrzehnte danach
sorgten also für eine starke Zäsur in der Baugeschichte unserer Heimat. Was danach
entstand, sah erheblich anders aus als das, was „um 1600" gebaut wurde. Nun
beherrschte barocker Gestaltungswille das Bauen auch in den Dörfern, allerdings
in einer sehr zurückhaltenden Art und Weise. Der markanteste Unterschied zur
Vorkriegszeit bestand darin, dass jetzt Symmetrie und Regelmäßigkeit (auch beim
Bauernhaus) als unumgängliche Gestaltungsprinzipien galten. Die Proportionen,
etwa die Fensterformate, waren andere. Ein neuer Formenschatz charakterisierte
im Detail die Häuser.

Dazu gehören bei unseren dörflichen Bauten vor allem mit Segmentbogen geschlossene
Fenster und Hauseingänge. Daneben erfreute sich aber das einfache
Rechteckfenster, manchmal zur Quadratform tendierend, durchaus anhaltender Beliebtheit
. Die Zierfreude konzentrierte sich vorwiegend auf die Hauseingänge. Die
Rahmung wurde durch Profilierung belebt, manchmal „gebrochen" oder „geohrt",
die Pfosten erhielten gefelderte Postamente, der Schlussstein da und dort eine Ro-
caillenkartusche wie z.B. beim alten Efringer Rathaus oder dem Haus des Altvogts

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