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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
71.2009, Heft 2.2009
Seite: 78
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ander angeordnete Rechteckfenster (von jeweils unterschiedlicher Größe) ersetzt.
Wintersweiler zeigt als erste der Markgräfler Kirchen ganz konsequent diese Lösung
. (In Tegernau findet sie sich schon 1757, aber nur am Chor.) Die Kirchen mit
den so angeordneten Fenstern sehen von außen zweigeschossig aus, was insofern
sinnvoll ist, als sich oft im Innern zwischen unterer und oberer Fensterreihe die
Empore befindet, eine in jener Zeit von der Obrigkeit verlangte wichtige Einrichtung
, welche erlaubte, die damals allgemein anwachsenden Gemeinden in einer
Kirche ohne teure Erweiterungsbauten unterzubringen.

Wintersweiler setzt sich von den nüchternen Nachfolgern auch dadurch ab, dass
die oberen Fenster einen flachen Segmentbogen (Stichbogen) besitzen. Nur den im
selben Jahrzehnt erbauten Kirchen von Gersbach (1765) und Hauingen (1767)
wurde dieser bescheidene Schmuck noch gegönnt. Größte Zurückhaltung wurde
auch bei der Gestaltung der Portale geübt. Es gibt bei uns nicht wenige zeitgenössische
Bauernhäuser des 18. Jahrhunderts, die viel aufwändigere Hauseingänge bekamen
. Der schlicht profilierte Rahmen der Seiteneingänge wird von einer einfachen
, nicht einmal konsolengestützten, waagrechten Verdachung geschützt. Dazu
passt der schmucklose Schlussstein in der Mitte des Sturzes.

Die sich zu extremer Nüchternheit entwickelnde Schlichtheit der Kirchen der
zweiten Jahrhunderthälfte ist nicht zuletzt dem Gebot der Sparsamkeit zu verdanken
, andererseits auch, aber erst ab den Siebzigerjahren, einem Stilwandel hin zum
klassizistischen Ideal der „edlen Einfachheit". Den gewaltigen frühklassizistischen
Auftakt bildete in unserer Südwestecke der vom französischen „Louis-seize" geprägte
Bau der Abteikirche in Sankt Blasien, welche ab 1768 in die Höhe wuchs.
Diese moderne Architektur strahlte freilich nicht ins evangelische Markgräflerland
aus. Das Neue kam hier von der Residenzstadt, wo damals der markgräfliche Bau-

Abb. 15: Die Kirchenfassade trägt eindeutig die Abb. 16: Putzgliederung der Fassade des ehe-

Handschrift des markgräflichen Bauinspektors maligen Jagdzeughauses in Karlsruhe von W. J.

Wilhelm Jeremias Müller, wie ein Vergleich mit Müller, die in wesentlichen Zügen derjenigen der

Abb. 16 zeigt! Kirche in Wintersweiler entspricht.

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