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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
71.2009, Heft 2.2009
Seite: 80
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-02/0082
Während die Kirchtürme einiger Nachbardörfer im Glockengeschoss noch gotische
Spitzbogenfenster besitzen, sind in Wintersweiler offensichtlich spätere, mit
einfachen Gewänden gerahmte Rundbogenfenster (ähnlich wie in Schallbach oder
Maulburg) zu sehen. Diese sind vermutlich erst im Zusammenhang mit dem Neubau
geschaffen worden. Wir vermissen beim Turm das für unser Markgräflerland
so charakteristische Satteldach. Es wurde 1806 durch das jetzige, vom Klassizismus
bevorzugte Pyramidendach ersetzt48. Seit in Karlsruhe (ab 1800) der berühmte
Friedrich Weinbrenner als oberster Baubeamter fungierte, wurde diese Turmdachform
geradezu obligatorisch, wie wir z.B. in Binzen, Istein, Kandern oder Stetten
sehen. Ganz wie in Wintersweiler bekam auch in Lörrach der beim Neubau der
evangelischen Stadtkirche beibehaltene gotische Kirchturm in jener Zeit als Helm
seine Weinbrennerstilpyramide.

Lauben, eine Zutat des 18. Jahrhunderts

Eine Bereicherung erfuhr das Ortsbild im 18. Jahrhundert durch die Anfügung
von Lauben an einige Wohnhäuser. Ein besonders schönes Exemplar besitzt das
Haus Gempp. Balusterartig geschwellte Holzsäulen mit achteckigen Postamenten
- alles aus einem Stamm - tragen den Laubengang des Obergeschosses.
Leicht gebogene Kopfstreben (Büge) deuten Arkaden an. Auch beim Laubengang
dienen solche gebogenen Hölzer der Verstrebung und Verzierung. Die
Fachwerkbrüstung dieser Galerie zeigt einfache Andreaskreuze in den Feldern
zwischen den Galeriepfosten. Ein profiliertes Brett kaschiert die Balkenköpfe
unterm Galerieboden. An der Laube im Bläserhof sind diese dagegen offen zu
sehen. Zur Überdachung wurde einfach das Hausdach mit etwas geringerer Neigung
heruntergezogen.

Einem späteren „Wohnungsanbau" im Jahre 1781 fiel fast die Hälfte der Gempp-
schen Laube zum Opfer. Dieser den Altbestand versehrende Anbau zeigt heute den
schlichten, oben bereits besprochenen Fachwerkgiebel (wieder) unverputzt und
trägt so auf seine Weise zur Verschönerung des Ortsbildes bei.

In dieselbe Zeit gehört die Laube des Hauses Reinauer im Bläserhof. Hier hat
sich ein eingekerbtes Datum erhalten: 1737. Sie zeigt im Prinzip den gleichen Aufbau
, ist aber anders proportioniert. Ihr niedriger Unterbau entspricht der relativ geringen
Höhe des Untergeschosses, in dem sich der rundbogige Eingang des stärker
eingetieften Kellers befindet. Die Treppe vermittelt hier nicht, wie einst beim Hause
Gempp, den Aufgang ins Obergeschoss. Die Laubentreppe ersetzte aller Wahrscheinlichkeit
nach die um 1600 übliche steinerne Außentreppe mit Kellerhals. In
der Haltinger Dorfchronik ist auf S. 247 eine Laube abgebildet, die ganz ähnlich
gestaltet ist wie die des Bläserhofes. Das nach dem Zweiten Weltkrieg stark veränderte
Nachbarhaus Strohmeier, Bläserhof Nr. 3, muss, wie die Brandversicherungsakten49
verraten, bis 1897 ebenfalls eine stattliche zweistöckige Laube (mit
„Pfosten und Riegel") besessen haben.

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