http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-02/0086
Immerhin hat dieser ungeliebte Neubau, der im 20. Jahrhundert noch einen Anbau
bekam, über ein Jahrhundert lang seinen Dienst getan. Er präsentiert sich heute
noch im Wesentlichen wie auf dem alten Bauplan, nur dass später im Oberge-
schoss die äußeren Nordfenster rechts und links vermauert wurden. Erfreulicherweise
blieb das charakteristische Gurtgesims bis heute erhalten. Auch die nachträgliche
Bauerweiterung und die spätere Umnutzung als Wohnhaus und auch dessen
neueste Renovation von 2008 hat den Grundcharakter des Hauses nicht allzu
sehr verändert. Um 1930 war - wie ein Plan im Gemeindearchiv zeigt - ein veredelnder
Umbau im Heimatstil vorgesehen51.
Eindrucksvolle alte Scheunen, wie wir sie etwa in Egringen oder Blansingen
(beim „Römischen Hof) antreffen, suchen wir in Wintersweiler vergebens. Immerhin
haben sich an der Scheune des Bläserhofes 4 (Füchsel) der große Scheunentorbogen
von 1781 und die alten Rundbogeneingänge für Stall und Futtergang
erhalten.
Das Studium der Brandversicherungsakten bestätigt, was der Augenschein vermuten
lässt: Scheunen, bei uns meist Stallscheunen, wurden viel häufiger um- oder
neu gebaut als Wohnhäuser. Anwesen mit Wohnhaus und Stallscheune aus der selben
Zeit sind die Ausnahme. Die Versicherungsakten belegen in Wintersweiler auffallend
zahlreiche Bauveränderungen bei Stallscheunen im späten 19. Jahrhundert
und noch nach 1900.
Die alten Scheunendachstühle zeigen häufig eine Besonderheit. Grundsätzlich
sind sie gleich konstruiert wie die der Wohnhäuser. Um aber den Zugang zum
Dachraum von unten her nicht zu blockieren, haben nur die Binder durchgehende
Scheunen
Abb.: 21: Übliche Dachkonstruktion
bei Stallscheunen. Nur bei den Bindern
gibt es einen durchgehenden Deckenbalken
(Bundbalken), die andern Deckenbalken
werden durch kurze Stichbalken
ersetzt, die mit einem traufparallelen
Balken verbunden sind. So bleibt der
Dachraum von unten frei zugänglich.
(Sparren über den Stichbalken und Auf-
schieblinge nicht eingezeichnet!)
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