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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
71.2009, Heft 2.2009
Seite: 86
(PDF, 29 MB)
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Kellers. Von Scheuer und Stall besaß er die hintere Hälfte, wobei er das Recht hatte
, Vieh und Dung durch den vorderen Teil zu führen. Trotte und Hofreite wurden
gemeinschaftlich genutzt. Im ersten Stock des Wohnhauses durfte er waschen und
backen, auch „bauchen" (eigentlich „buchen"), d.h. die mit der kaliumreichen Buchenasche
(= Pottasche) angesetzte Waschlauge herstellen.

Bei der Neubautätigkeit füllte man die Raumreserven natürlich nicht nach einem
übergreifenden Plan, sondern so gut es eben jeweils ging. Das bis weit in die Neuzeit
hinein geltende Verbot, außerhalb des Dorfzaunes, des Etters, zu bauen, erzwang
dieses einfügende Bauen, welches das Wirtschaften im Dorf oft erheblich
erschwerte. Mit der Schaffung von Aussiedlerhöfen nach dem Zweiten Weltkrieg
sollte hier Abhilfe geschaffen werden.

Nicht umsonst heißen unsere „planlos" gewachsenen Orte im Altsiedelland Haufendörfer
. Deren Gassen und Straßen verlaufen unregelmäßig; selbst alte Durchgangswege
mussten sich mit Windungen und Abwinkelungen an den Baubestand
anpassen. Den Dorfzaun unterbrach man nur dort, wo es unbedingt nötig war, also
auf jeden Fall für Wege in die drei Zeigen, die „äußere", die „mittlere" und die
„große Zeig". Schon der alte Ortsplan aus dem späten 18. Jahrhundert zeigt sehr
schön das dadurch bedingte radiale Wegesystem, das vom Dorfplatz zwischen
Ober- und Niederdorf seinen Ausgang nimmt und das sich bis heute erhalten hat.
Auf dem Dorfplatz steht auch heute noch eine Dorflinde, dort befand sich bis zum
Ersten Weltkrieg das „Wachhüsle" mit Spritzenhaus, Arrestlokal, Wachtzimmer
und Remise (1920 Abriss nach Zerstörung während des Kriegs). Ebenso stand das
Armenhaus der Gemeinde bis zu seinem Abbruch wegen Baufälligkeit im Jahre
1891 am Dorfplatz.

Die in die einzelnen Zeigen hinausführenden Wege waren gleichzeitig die Verbindung
zu den Nachbardörfern, wie schon aus ihrer Bezeichnung „Welmlinger-
weg", „Fischingerweg" usw. hervorgeht. Der Weg hinunter ins Engetal war der
Huttinger Weg, gleichzeitig der Weg zur Mühle. Alle diese Wege waren natürlich
bei baulichen Veränderungen im Dorf zu respektieren. Die in die Ferne führende,
über den Altweg zu erreichende Verkehrslinie, die auf der Höhe des Katzenbergs
ziehende „Landstraße", ab 1810 als „Commercialstraße" eingestuft52, ließ das Dorf
seitwärts liegen. 1838 plante die Postdirektion sogar, die Straße Schliengen - Kalte
Herberge - Eimeidingen wegen der starken Steigungen bei Schliengen und dem
„Pritschenberg" aufzugeben und den Verkehr stattdessen über Liel und Kandern
nach Lörrach zu führen. Schon 1765 hatte man die Steigung am Pritschenberg
durch Abheben von Gelände um 10 Fuß erniedrigt, und nach der Rheinkorrektion
überlegte man, ob man das Rheinsträßchen nicht in der Ebene um den Klotzen herumführen
könnte, um so die Vorspannkosten bei der Pritsche und bei Schliengen
zu sparen. Damit wäre Wintersweiler in eine eindeutige Abseitslage geraten.

Jedenfalls zog der Fernverkehr immer in unmittelbarer Nähe des Dorfes vorbei,
ohne es direkt zu berühren und damit für den Grundriss oder gar die Bautätigkeit
bedeutsam zu werden. So konnte beispielsweise nie einer der für den Durchreiseverkehr
typischen großen Gasthöfe im Ort entstehen. Führte früher jahrhunderte-

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