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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
71.2009, Heft 2.2009
Seite: 89
(PDF, 29 MB)
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des Ortsbildes führte: Einige Höfe im obersten Dorf teil liegen deutlich über dem
Straßenniveau oder sind in Baugruben errichtet, die in die Wegraine eingeschnitten
wurden.

Neue Entwicklungen

Das 20. Jahrhundert brachte allgemein das Ende des Bauerndorfes im eigentlichen
Wortsinne. Die folgenden Zahlen werfen ein Licht auf die Entwicklung in
Wintersweiler: 1895 zählte man im Dorf 42 landwirtschaftliche Betriebe (mit mehr
als 2 ha). Noch 1960 führte die Statistik 44 Betriebe im Bereich Land- und Forstwirtschaft
auf, darunter allerdings nur noch 29 Haupterwerbsbetriebe. Dann kam
der Umbruch. Eine Generation später (1987) waren nur noch 1,8 % der Wohnbevölkerung
in der Land- und Forstwirtschaft tätig55. Heute gibt es neben den Aussiedlerhöfen
nur noch einen weiteren Vollerwerbsbetrieb im Dorf.

Wintersweiler hatte im Zweiten Weltkrieg erhebliche Schäden erlitten. Schon
bald nach Kriegsende waren diese aber behoben. So wurde die schwer getroffene
Kirche bereits in den Jahren 1948 bis 53 wiederhergestellt. Das Haus Dorf Straße
15 musste ganz neu errichtet werden.

Im folgenden Jahrzehnt begann der Rückgang der Landwirtschaft allmählich
Auswirkungen auf das Ortsbild zu zeigen. Wie überall verloren Scheunen, Ställe,
Schuppen ihre ursprüngliche Funktion. Wohnbauten wurden modernisiert. Leider
verschwanden dabei oft schöne alte Baudetails wie Tür- und Fensterrahmungen,
Fensterläden, Sprossenfenster und wertvolle alte Haustüren. Es war nicht selbstverständlich
, wenn sich Architekten beim Umbau alter Scheunen bemühten, deren
Charakter in Grundzügen zu bewahren56. Alte Biberschwanzdächer wurden immer
seltener.

Auch in Wintersweiler ist es offenkundig, dass es der Dorfbevölkerung nach
dem Zweiten Weltkrieg ziemlich fernlag, bei der Erneuerung von Altem oder bei
Neubauten irgendwie auf die heimische Bautradition Bezug zu nehmen - zumal
dies in der Regel einen spürbar erhöhten Kostenaufwand bedeutet hätte. Zu Beginn
des 20. Jahrhunderts hatte die sog. Heimatstil- oder Heimatschutzbewegung mit
einem gewissen Erfolg für ein der regionalen Tradition verpflichtetes Bauen - auch
auf den Dörfern geworben. Noch 1940, beim Wiederaufbau des kriegszerstörten
Haltingen, waren solche Ideen wirksam - mit durchaus ansprechendem Ergebnis
(auch wenn man sich über den „völkischen" Beigeschmack, den diese Architektur
damals bekam, nicht täuschen sollte). Im modernisierungsfreudigen Wirtschaftswunderdeutschland
gab es in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg
für eine solche Traditionsverbundenheit keinerlei Verständnis mehr. Man baute,
nicht anders als in der Stadt, fortschrittlich, praktisch, pflegeleicht. Erst in jüngerer
Zeit ist die Tendenz zu einer gewissen Traditionsbindung spürbar. Die Erhaltungssatzung
des Dorfes beruht auf der Erkenntnis, dass manche Bauveränderungen
„einfach nicht ins Dorf passen". Wenn wir da und dort neue Fenster- und Türrah-

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