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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
71.2009, Heft 2.2009
Seite: 102
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-02/0104
Die Volksschule Wintersweiler - letzter Akt

Im Juli 1971 fand im Rathaus eine Bürgerversammlung unter Leitung von Bürgermeister
Willi Schneider statt. Ein Vertreter des Schulamtes war auch anwesend
- dieser ist fünf Minuten vorher noch zu einem „Blitzbesuch" in der Schule gewesen
. Ohne Gespräch mit dem Lehrer wies er darauf hin, dass aus pädagogischen
Gründen die Schule Wintersweiler geschlossen werden müsse: „Schule persönlich
in Augenschein genommen; kein Sportunterricht!" Als ihn Schnetter vor den Anwesenden
auf die besseren Sportmöglichkeiten in Wintersweiler im Vergleich zu

Badische Zeitung vom 28-/29. August 1971

Nach Jahrgängen getrennt

Schule in Wintersweiler aufgegeben — 26 Scnüler

gehen jetzt nach Egringen

Wintersweiler/Eg-ringen. Was Eltern nnd politische Gemeinde schon vor längerer
Zeit befürworteten, wird jetzt demnächst Wirklichkeit: vom kommenden Schuljahr an werden
26 Schüler von Wintersweiler in die Grundschule nach Kgringen gehen. Der Vorteil ist, daß
sie dort in Jahrgangsklassen unterrichtet werden können.

Tn Egringen nimmt man die Neuzugänge
mit Freuden auf. Denn bisher war auch dort
die Schule zu schwach belegt, als daß Jahrgangsklassen
hätten gerechtfertigt werden
können. Doch durch die Schüler aus Wintersweile
, die sich auf die Klassen eins bis vier
im Verhältnis 5:8:6:7 verteilen, drücken nun
in Egringen 117 Grundschülcr die Schulbank,
so daß Einzelklassen getrennt nach Jahrgängen
unterrichtet werden.

Daß diese Regelung noch modernen pädagogischen
Erkenntnissen opportun ist, liegt
auf der Hand. Denn weder können in einer
Schule, in der Kinder von sechs bis zehn
Jahren gemeinsam unterrichtet werden, die
intelligenten Schüler eine besondere Förderung
erfahren, um eventuell später weiterführende
Lehranstalten zu besuchen, noch
kann sich der Lehrer der schwachen Schüler
intensiv annehmen, damit sie nicht zu sehr in
Rückstand zu ihren Klassenkameraden geraten
.

Ein durchschnittlicher und für alle Kinder
annähernd gleicher Ausbüdungsstand wird
erreicht, wenn die Kinder nur mit Altersgenossen
in einer Klasse sitzen. Die Folge: es
wird vermieten, daß die Älteren sich langweilen
, wenn der Lehrer gerade die Anfänger

in die Grundgeheimnisse des Abc einfuhrt,
und umgekehrt müssen sich die Kleinen nicht
selbst beschäftigen, wenn Prozentrechnung
auf dem Stundenplan steht.

Für die Schule in Egringen hat diese Maßnahme
zudem noch den Vorbeil, daß sie leistungsfähiger
und zukunftsträchtiger wird.

An ihr beteiligen sich nun die Gemeinden
Blansingen, Egringen, Welmlingen und Wintersweiler
. Die 1, Klasse wird 29, die 2. und 3.
Klasse jeweils 26 und die 4. Klasse sogar 36
Schüler haben..

Hinzu kommt, daß durch die Aufgabe der
Schule in Wintersweiler eine Lehrkraft frei
wurde. Da in Efringen-Kirchen dringend ein
Lehrer benötigt wurde, wird er im kommenden
Schuljahr dort seinen Dienst aufnehmen.
Raumnot wird es in Eßlingen vorerst nicht
geben, während man um die Schule in Wintersweiler
nicht unbedingt trauert, denn sie
ist alt und sanierungsbedürftig.

Indessen hört man freilich von einigen
Pädagogen, daß auch Jahrgangsklassen nicht
alle Probleme lösen. Es sei nämlich durchaus
vorstellbar, daß ein guter Schüler von sieben
Jahren zum Beispiel bereits auf dem Ausbildungsniveau
eines mittelmäßigen Achtjährigen
ist. Neueste Forderungen lauten daher,
die Kinder nicht nach Alter, sondern nach
Leistung einzustufen. Ob dies nur eine Variante
unserer schulreformfreudigen Zeit ist,
wird sich erweisen müssen.

rs.

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