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bezahlen. Hauptgläubiger war dabei Wilhelm Frick, Müller in Müllheim, von dem
er am 13. Dezember 1850 ein Darlehen von 2 000 Gulden zur Bezahlung von Ansprüchen
erhalten hatte. Auch Sonnenwirt Bösiger von Kandern, Markus Heim
von Müllheim, Gefangenenwärter Furtwängler von Müllheim, Friedrich Asal von
Raich und der Sonnenwirt Matthias Asal von Marzell hatten ihm beträchtliche
Summen geliehen. Insgesamt betrugen die Schulden über 5 000 Gulden. Auch Gerichtskosten
von 113 Gulden zählten noch dazu. Die Abwicklung des Verkaufs der
ganzen Liegenschaft fand am 11. Mai 1853 statt. Es gehörten neben einer neuen
zweistöckigen Behausung mit Scheuer, Stallung und Schweinestall samt sämtlichen
Fahrnissen unter einem Dach auch noch 43 Feld- und Waldstücke dazu. Die
aus Malsburg stammende und in Wies wohnhafte Witwe Anna Maria Roser geb.
Homberger zahlte insgesamt 5 390 Gulden für das Gut. Etwas Reisegeld blieb, wie
gefordert, für Asal übrig. Am 14. Juli 1853 schreibt Bürgermeister Breh dem
Großherzoglichen Bezirksamt, dass alle Forderungen an die Gläubiger verwiesen
seien und man um einen Reisepass für die Familie bittet. Einen Tag später erscheint
Johann Georg Asal, verheirateter Landwirt, 49 Jahre alt, in Müllheim und
bittet um den Pass. Er wird begleitet von seiner Ehefrau Katharina Barbara geb.
Hafner, 51 Jahre alt, und seinen Kindern Maria Katharina, 14 Jahre, Anna Maria,
11 Jahre und Enkelkind Emilie, 2 Jahre alt. Asal nimmt noch ein bares Vermögen
von 1500 Gulden mit sich nach Nordamerika. Über das weitere Schicksal der Familie
dort ist nichts bekannt, außer dass das Enkelkind Emilie bald gestorben sein
soll. Zu bemerken ist noch, dass die kinderlose Katharina Barbara Wagner geb.
Asal, eine Schwester des ausgewanderten Asal, bei ihrem Tod im Jahre 1866 die
Gründung eines Armenfonds für die Gesamtgemeinde Malsburg verfügte. Als
Grundkapital wurden 150 Gulden von ihr testamentarisch eingezahlt.
Dass die Revolutionszeit z.T. tiefe Wunden in den Herzen der Menschen hinterließ
, zeigt uns auch die folgende, sich tatsächlich zugetragene Geschichte, welche
der im Jahre 1849 folgende Pfarrvikar Karl Wilhelm Kuhn im Pfarrhaus Vogelbach
erlebte: Ein geistesschwacher junger Bursche namens Johannes Trefzer von Lüt-
schenbach kam in der Abenddämmerung vor das Pfarrhaus Vögelbach und klopfte
an die verschlossene Haustüre. Der Pfarrverweser öffnete anschließend selbst. Der
junge Mensch griff in seine Rocktasche und wollte einen Schinken hervorziehen,
um denselben als einen Beweis seiner Dankbarkeit seinem Seelsorger zu überreichen
. Dieser aber, das Knochenbein des Schinkens für einen Pistolengriff haltend,
trat zurück, schlug die Türe zu und machte von seinem Fenster aus Lärm und rief
laut: „Es will mich einer erschießen". Obwohl man ihm sofort bedeutete, das könne
nicht sein, da der Herr Pfarrverweser in der Gemeinde sehr beliebt wäre, meldete
er doch das vermeintliche Attentat an das Bezirksamt. Schon war Militär zur
Untersuchung und Exekution nach Vogelbach kommandiert, als sich mittlerweile
der Irrtum herausstellte.
Die Geschichte trug sich zu Beginn des Jahres 1850 zu und macht deutlich, wie
empfindlich die Menschen damals auf alle Störungen des öffentlichen Lebens reagierten
. Pfarrvikar Kuhn starb im Jahre 1896 in Heidelberg.
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