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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 1.2010
Seite: 72
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Basel oder Märkt Schiffe voll solcher Leute mit frischen Wöchnerinnen, 8tägiger
Kinder, oft halb kranker Menschen angefüllt zu sehen, die so die große Reiße beginnen
, und in denen die Menschen zusammen gesperrt jeder gesunden Luft und Ruhe
beraubt sind, und doch sich nicht aufhalten lassen!"3) Diese Menschen erwarten in
ihrer Heimat offensichtlich keinerlei Besserung ihrer Lage mehr, so dass sie sich
mit dem Mut der Verzweifelten ins Ungewisse stürzen.

In den Vereinigten Staaten machte man sich keine Illusionen über die deutschen
Ankömmlinge. In einem Brief des amerikanischen Außenministers John Quincy
Adams aus dem Jahre 1819 heißt es: „Wir verstehen durchaus, daß von den vielen,
vielen der Ausländer, die jährlich zu unseren Ufern strömen, um hier Wohnung zu
nehmen, kaum irgendwelche aus Liebe oder Achtung für ein Land kommen, das
sie gar nicht kennen und mit dessen Sprache jene von ihnen, die Deutsche sind, im
allgemeinen nicht vertraut sind. Wir wissen, dass sie mit Absichten kommen, die
nicht auf unseren Vorteil, sondern auf ihren eigenen gerichtet sind - nicht um uns-
re Wohlfahrt zu befördern, sondern um ihre eigene Lage zu verbessern. Wir erwarten
deshalb, wenn überhaupt, sehr wenige übergesiedelte Landsleute aus Volksschichten
, die Glück, Bequemlichkeit oder gar Komfort in ihren Heimatgemeinden
genießen. Die Glücklichen und Zufriedenen bleiben zu Hause, und es ist ein Impuls
nötig, der mindestens ebenso kräftig sein muß wie drängende Not, um einen
Menschen aus seinem Geburtsland und aus dem Lande, wo seiner Väter Grabstätten
liegen, zu vertreiben."4) (Diese Worte sind für uns bedenkenswert, die wir heute
in einem Einwanderungsland leben.)

Manchmal befragten die Gemeindebehörden ihre auswanderungswilligen Einwohner
nach den Gründen ihres Weggangs, und immer wurde die Hoffnung auf ein
besseres Leben angegeben. Im Folgenden sind einige Angaben von Eichseier Auswanderern
der 1850-er Jahre wiedergegeben. Über Bernhard Brugger, 28 Jahre alt,
der mit Ehefrau Luise und zwei Kindern im Alter von einem und zwei Jahren
fortzog, wird festgehalten: „Er hat nahe Verwandte in Amerika, (...) welche ihn
durch gute Schreiben zu diesem Verfahren brachten." Ähnlich äußerten sich Fidel
Brugger und seine Frau Maria Anna, Eltern von sechs Kindern: „Wir sind willens
mit unseren Kindern (...) nach Amerika auszuwandern, da wir seit mehreren Jahren
in unsern Vermögensverhältnissen rükwärts kommen u. in Amerika einen Bruder als
Arzt verheurathet haben, sodaß wir glauben, dort unser Glück machen zu können."5)

Der 15jährige Wilhelm Trübi hatte die „Absicht, dorten sein Lebensglück zu suchen
und zu gewinnen."6) Aus diesen Angaben wird auch ersichtlich, dass Vorangegangene
durch ihre Briefe andere nach sich zogen. Die Auswandererbriefe wurden
natürlich im ganzen Dorf herumgezeigt, weil sie in den damaligen nachrichtenarmen
Zeiten eine exotische Sensation waren.

Schneider Anton Lützelschwab von Minsein schrieb seine Beweggründe in seinem
Antrag zur Auswanderungsgenehmigung nieder: „Seit Jahren habe ich in der
Fremde (gemeint ist die Schweiz, Anm. von der Autorin) alle meine Kräfte angespannt
& theilweise aufgezehrt, um mich & meine Familie ehrlich & redlich zu er-

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