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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 1.2010
Seite: 85
(PDF, 30 MB)
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terher, wobei das Bezirksamt „die Zurückweisung der Bär" im Ankunftshafen befürchtete
. Entweder hatte sie zu wenig Startkapital oder sie war schon alt und gebrechlich
; vielleicht auch beides.51)

Ähnlich verhielt es sich in folgendem Fall: am 18. Oktober 1854 erschien Theresia
Strittmatter aus Adelhausen auf dem Amt und gab an, ihr Mann sei vor einem
Monat fortgegangen, um sich Arbeit bei der Eisenbahn zu suchen. Vorher habe er
die Kuh und das Futter verkauft und das ganze Geld, ungefähr 120 Gulden, für
sich behalten. Angeblich habe er damit Schulden begleichen wollen. Nun habe sie
erfahren, „die Leute von Maulburg, die nach Amerika ausgewandert seien, hätten
von Havre aus geschrieben, u. sei in dem Briefe bemerkt, daß auch mein Mann
sich mit ihnen eingeschifft habe." Kiefer hatte seine Frau mit fünf Kindern im Alter
von drei bis 15 Jahren zurückgelassen. „Die Frau Theresia brachte sich und
ihre Familie durch Handarbeit und etwas Gemüß handel durch" (Bürgermeisteramt
Adelhausen). Grund des Weggangs von Kiefer war wohl, dass er wegen Schmuggels
in gerichtlicher Untersuchung stand. Im Februar 1855 wurde Lorenz Kiefer
von Adelhausen im „Badischen Anzeigenblatt für den Oberrhein-Kreis" „des
Staatsbürgerrechts für verlustig erklärt".

1857 folgte die Tochter Dominika ihrem Vater, der ihr das Reisegeld geschickt
hatte, nach, und wiederum zwei Jahre später stellte Theresia Strittmatter den Antrag
auf Erteilung der Auswanderungsgenehmigung, wenn auch „sehr wankend in
Gedanken". Sie verkaufte ihr Hab und Gut - ihr Mann hatte eine Vollmacht geschickt
- und hatte nach Abzug der Schulden noch 1600 Gulden übrig.

Manch einer wanderte „heimlich" aus, weil er das ferne Land erst einmal testen
wollte, bevor er seine badische Staatsbürgerschaft aufgab. Wenn diese aufgegeben
wurde, waren alle Ansprüche auf Wiederansiedlung in der alten Heimat und auf
Unterstützungsansprüche dort erloschen. So reiste z. B. der 16-jährige Robert
Kirchhofer 1884 probeweise zu einem Verwandten nach Buffalo und blieb dann
dort. Der Adelhauser Gemeinderat war der Ansicht, „daß die Auswanderung wegen
Familienverhältnißen stattfand, indem die rechte Mutter desselben vor mehreren
Jahren gestorben, und eine Stiefmutter da ist, und Bittsteller sich schon vor
seiner Auswanderung theilweis sein Brod bei fremden Leuten verdiente, auch hat
derselbe noch sieben Geschwister, welche noch zu Hause sind." Ihm wurde nachträglich
die Staatserlaubnis zur Auswanderung erteilt.

In einem Fall aus Degerfelden war die ledige Catharina Locherer um 1855 ohne
Staatsgenehmigung ausgewandert, wahrscheinlich ohne triftigen Grund. Ihr Fall
wurde nur aktenkundig, weil sie sich 1863 aus New York meldete, um ihre verstorbene
ledige Schwester zu beerben. Sie gab an, in New York „kein Gewerb" zu haben
.

Ebenfalls wegen Erbangelegenheiten wurde die Auswanderung von Peter Trübe
aus Minsein aktenkundig. Sein Bruder gab nach dem Tod des Vaters vor dem Bezirksamt
zu Protokoll: „Mein Bruder Peter Trübe, derzeit in den 50ern stehend, ist
in den 30-er Jahren mit einem Wanderbuch nach Amerika (...) verreist, ohne seither
"wieder zurückzukehren."

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