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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 1.2010
Seite: 153
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-01/0155
sind die ersten Vertreter der Familie in Mengen. In den Abscheidbüchern des Basler
Rates ist eingetragen, dass Paul Fäsy am Samstag, den 1. Februar 1651 ein Abscheidschein
(Entlassung aus der Leibeigenschaft) erteilt worden ist.3

Bei den Geburten von drei Kindern der Familie in Riehen wird diese Schreibweise
beibehalten, bei den Kindern, die ab 1651 (Christen geb. 15.11.1651) in
Mengen getauft werden, schreibt der Mengener Pfarrer Mathias Riehle aus
Lichtenau dann Fäse oder Väse. Warum die Familie nach dem Dreißigjährigen
Krieg gerade nach Mengen auswanderte, lässt sich nur vermuten:

Zwischen 1640 und 1647 haben Mengener Familien Aufnahme in Riehen gefunden
, wohin sie wegen des Krieges geflüchtet waren. Samuel Fäse, der Bruder von
Paul, ist 1641 in Riehen als Pate bei der Taufe von Maria, Tochter des Antonius
Reinfelder und der Maria Spitzhirn aus Mengen, eingetragen. Von ihm werden
wohl die Kontakte und notwendigen Informationen, die Einwanderung in Mengen
betreffend, an die Familie gelangt sein. Er stirbt 1688 in Mengen. Damit gehört
das Ehepaar Fäse-Bürger zu den Schweizer Einwanderern ins Markgräflerland.

Bis 1676 variiert die Schreibweise nur durch Austausch des -ä- durch ein -e-.
Conrad Pfeffel (Pfarrer 1671 - 1676) aus Augsburg gibt den Namen zwar lautgetreu
mit „Phesi" wieder, scheint aber die Bedeutung des Familiennamens nicht erkannt
zu haben. Bei Pfarrer Georg Conrad Voith (1689 - 1732) lesen wir zum ersten
Mal Vesin, wobei er im Laufe seiner 43-jährigen Betreuung der Kirchenbücher
dann doch häufig die Schreibweise wechselt: von Fäse zu Fäsin und wieder zu
Fäse. Der aus Fränkisch-Weissenburg stammende Pfarrer Johann Theodor Nuding
verwendet 1736 den Buchstaben ß als Variante: Fäße.

Friedrich Ungerer (1736 - 1742) aus Pforzheim kehrt wieder zum Fäse mit ursprünglicher
Orthografie zurück. Johann Gottfried Tulla (1742 - 1751) aus Hertingen
führt zunächst das V wieder ein, wechselt aber dann doch erneut zu Fäse, bei
Frauen schreibt er Väsin als weibliche Form. Auch Johann Christoph Frommel
(1751 - 1765) aus Söllingen ändert die Schreibweise in den 14 Jahren seines
Amtes: Fäse, Väsin (weibl.). Mit Georg Philipp Feucht (1769 - 1781) aus Feuerbach
verfestigt sich dann für längere Zeit der Gebrauch des Anfangsbuchstabens V.
Erst Karl Kraus (18541 - 1854) aus Heidelberg bringt eine neue Variante, er setzt
-ae- für -ä- ein: Vaesin, was von seinen Amtsnachfolgern nicht beibehalten wird.
Dafür setzt sich ab 1863 dann sowohl von den Pfarrern wie auch bei den Namensträgern
Väßin als Schreibweise durch und nur Pfarrer Albert Friedrich Fuhr (1896
- 1897) kehrt kurzfristig zu Väsin zurück. Nachkommen des Ehepaares Ludi Fäßin
und Verena Drechslin zu Bettingen leben heute in Schallstadt-Mengen, in Denzlingen
und in Karlsruhe, in Riehen selbst ist die Familie im 19. Jh. ausgestorben.

Bei allen aufgezeigten Varianten wurde von den Pfarrern das gedehnte -e/-ä-
lautgetreu beibehalten und daher fehlt auch die vorstellbare Schreibweise mit -ss-,
denn das -ß- in Väßin ist ein Dehnungs-s, das ursprünglich mit -sh- geschrieben
wurde. Die Beweggründe für den Wechsel von F- zu V- mögen vielleicht dem jeweiligen
Bildungsstand und -anspruch des Kirchenbuchschreibers entsprechen, für
die Namensträger selbst war es vermutlich weniger relevant, da für die Identifika-

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