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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 1.2010
Seite: 155
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-01/0157
Die Welschen - eine Wintersweiler Ortsneckerei

Wintersweiler ist nicht die einzige Gemeinde, die den Spitznamen trägt

Walter Küchlin

Unlängst beschäftigte ich mich wieder einmal intensiv mit den Ortsneckereien
unserer Region. Den Anlass dazu gab Dr. Erhard Richters Flurnamenarbeit.1 In der
Einführung zitiert er Auszüge aus der Ortsbeschreibung, die der Lörracher Landvogt
Leutrum um 1740 in seiner „Handschrift" hinterlassen hat. Er schreibt, dass
die Wintersweiler Bewohner die Welschen genannt werden, weil sie so gern den
roten Wein (der in ihren Reben wächst) trinken, und den früher auch die benachbarten
Franzosen bevorzugten und (in Wintersweiler) gekauft haben.

Leutrum konnte der allgemeinen Bedeutung für welsch also einen präziseren
Grund angeben. Sie werden die Welschen genannt, weil sie - anders als ihre Mark-
gräfler rundum - roten Wein anbauten und auch nach Frankreich verkauften. Als
sich die Vorlieben der gallischen Nachbarn für Rotwein inzwischen änderten, blieb
der „Übername" im Dorf jedoch erhalten, meint Leutrum.

Heute können nicht nur die Winzer in Wintersweiler dankbar für diese ergänzende
Worterklärung sein, sondern auch, wie sich inzwischen herausgestellt hat,
drei weitere Winzergemeinden zwischen Basel und Freiburg. Doch dazu später.
Wenden wir uns zunächst einmal der Frage zu,

wie örtliche Necknamen entstehen.

Die menschlich allzumenschliche Neigung, den Dorfnachbarn aufmerksam zu
beobachten, ist uralt. Alles was auffiel, von der Norm abwich, sei es eine Charakterschwäche
, die aufs Korn genommen werden konnte (Chümmispalter: Niederweiler
und Istein) oder ein körperliches Gebrechen (Chröpf: Maulburg), das im
Dorf dominierte, ein Berufszweig, der vorherrschte (Schnitztäler: Glottertal; Löch-
limacher: Sallneck); häufig angebaute Feldfrüchte (Chrutschlämpe: Hauingen;
Bohneränze: Otlingen) oder dessen, was in der Gemarkung kreucht und fleucht
(Fischschwänz: Niederbühl; Frösche: Zunzingen; Schnäcke: Eimeidingen;) und
vieles Andere mehr konnte dazu führen.

Für die meisten Spitznamen gibt es plausible Erklärungen. Der Begriff welsch
steht zunächst für das Fremde, das Andersartige, wie wir schon wissen. So ist beispielsweise
das Welschkorn (Mais) eine Frucht, die aus der Fremde (aus Ungarn)
eingeführt wurde.

Dass aber eine plausible Deutung noch ergänzungsfähig ist, haben die Hügelhei-
mer, ein Stadtteil von Müllheim, jüngst erfahren. Sie werden zusammen mit Wintersweiler
seit Menschengedenken die Welschen genannt. Vor rund zwanzig Jahren
habe ich, mangels besserer Erkenntnis, in der Chronik der Vogtei Hügelheim2 noch
so argumentiert: Die Hügelheimer wurden von ihren Nachbarn - die alle auch ih-

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