http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-02/0010
Nun hatte Eschbach erst recht Grund zu feiern, war das Dorf doch noch älter! Wie
ein Kriminalist untersuchte Heinz Krieg die in Krozingen von einem Priester ausgestellte
Urkunde, die im „38. [33.?] Jahr der Regierung unseres Herrn Karl, König
der Franken und Langobarden und Patrizius [Schutzherr] der Römer ..." ausgestellt
worden war. Karl der Große war demnach noch nicht zur Kaiserkrönung
nach Rom gezogen und wurde daher nicht „Kaiser" genannt. In der Urkunde verschenken
drei Adlige - Blidsind (eine Frau), Ruadini und seine Gemahlin Swana-
hilt - dem Kloster St. Gallen ihre Güter in „ascabah", Eschbach. Die beiden Frauen
gehörten zur Führungsschicht im mittelalterlichen Breisgau, Ruadini war wohl
zeitweise Vogt des Klosters St. Gallen, also auch eine bedeutende Persönlichkeit.
Die Schenkung war nicht ganz uneigennützig, geschah sie doch für das Seelenheil
der drei Adligen, für das die Mönche beten sollten. Sie übergaben dem Kloster
ihre Eigengüter in Eschbach, wobei sie diese weiter nutzen durften, und zwar „Hufen
, Land, Felder, Wiesen, Weiden, Wälder, Wege, Häuser, Gebäude mit dem damit
verbundenen Zubehör, Gewässer und Wasserläufe, Eigenleute und Vieh beiderlei
Geschlechts, groß und klein, beweglicher und unbeweglicher Besitz ..." Die
ersten Eschbacher waren also unfreie Eigenleute, deren Namen wir nicht erfahren,
die „verschenkt" werden konnten, ebenso die Ländereien, das Vieh und die Gebäude
mitsamt allem, was sich darinnen befand. Für die Eigentümer des Grund und
Bodens hatten sie Frondienste zu erbringen und Abgaben zu leisten. Einfach wegziehen
durften sie auch nicht. Sie hatten sicher ein hartes Leben, waren den Unbilden
der Natur und der Willkür der Herrschaft ausgeliefert. Was erhielten sie als
Gegenleistung: Grund und Boden für ihren Lebensunterhalt sowie Schutz und
Schirm, vor allem in Kriegszeiten.
Zwei Kirchen und ein Turm
Viele Jahrhunderte schweigen die Quellen, wir erfahren erst 1275 wieder etwas
über Eschbach und das nur, weil der Papst eine Steuer für die Kreuzzüge erhob,
die aus dem Kirchenvermögen bezahlt wurde. Zwei Kirchen werden genannt, deren
Patrozinien wir erst später erfahren: St. Georg (1381) für die Kapelle am östlichen
Dorfausgang und St. Agnes (1468) für die Pfarrkirche am südlichen Ende.
Sie ist ebenfalls viel älter als ihre Erstnennung, denn der frühromanische Glockenturm
dürfte im 11. Jahrhundert errichtet worden sein, das Langhaus wohl noch früher
.3 Warum zwei Kirchen? Sie lassen auf eine Dorfentwicklung aus zwei Fronhöfen
schließen, wobei wohl das Kloster St. Gallen einer der Besitzer war.
1368 gelangte Eschbach und der ganze Breisgau zum Haus Habsburg, nachdem
die unter Geldmangel leidenden Grafen von Freiburg ihren Besitz verkaufen muss-
ten. Damit hatte das Dorf einen neuen Landesherrn, der auch später die Religion seiner
Untertanen bestimmte. Solange es nur die katholische Religion gab, ist über
Schwierigkeiten mit Pfarrern nichts bekannt. In der Reformationszeit und vor allem
im Bauernkrieg (1525), als die Eschbacher sich ebenfalls gegen die Obrigkeit wand-
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