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abgerissen. Das Glöckchen hängt heute noch in der Friedhofskirche, der einstigen
Pfarrkirche, die Bilder im 1890 neu erbauten Gotteshaus St. Agnes.
Warum ließ Joseph II. so viele Kapellen abreißen, so viele Orden auflösen und
Wallfahrten abschaffen? Sie waren in seinen Augen unproduktiv, brachten keinen
Ertrag im volkswirtschaftlichen Sinn. Die Bevölkerung war stark angewachsen,
daher wollte er die Pfarrsprengel verkleinern und neue Kirchen bauen, um eine
bessere Seelsorge zu ermöglichen. Es entstanden neue Diözesen, kontemplative
Orden wurden aufgelöst, nicht jedoch die Schul- und Krankenpflegeorden. Aus
dem eingezogenen Vermögen wurden später die Priester besoldet.
Vielleicht haben gerade diese Eingriffe in das religiöse Leben der Menschen im
19. Jahrhundert dann zu einer wahren Renaissance geführt: Neue Kapellen wurden
errichtet, vermehrt Wallfahrten abgehalten. Einige Eschbacher wallfahrten sogar
nach Lourdes und brachten von dort gewaltige Rosenkränze mit, „ächt französisch
". Nicht nur die damalige Religiosität, verstärkt durch den Kulturkampf, führte
zum Bau einer neuen Pfarrkirche. Das Gotteshaus war - wie in vielen anderen
Gemeinden auch - einfach zu klein geworden und außerdem baufällig. 1890 wurde
der im neugotischen Stil errichtete Bau eingeweiht. Die alte Kirche sollte ganz
abgerissen werden, aber nach Einspruch des Bauamtes sind auch heute noch Chor
und Turm auf dem Friedhof zu sehen.
Außer den beiden Kirchen wird bereits 1327 noch ein weiteres Bauwerk erwähnt
: „der Brennerinen Turm". Der wohl im 13. Jahrhundert entstandene Bau
wurde ursprünglich als Lagerraum für Getreide genutzt und erst nach und nach zu
einem Adelshaus ausgebaut, möglicherweise von den Herren von Eschbach. Nachdem
der letzte des Geschlechts, Balthasar, um 1520 verstarb, gelangten die Herren
von Pflrt durch Erbschaft in den Besitz des Hauses. Mehrere Adlige saßen in den
nächsten Jahrhunderten auf diesem Anwesen, bis es 1769 die Gemeinde vorübergehend
erwarb. Spätestens 1795 war es im Besitz der Familie Fuchs, die darin das
Gasthaus „Löwen" einrichtete. 2008 erwarb es zum zweiten Mal die Gemeinde,
nachdem Claus Hofmann das Gebäude vorbildlich saniert hatte. Er geht in seinem
Beitrag auf die einzelnen Bauphasen ein.
Licht und Schatten in der Frühen Neuzeit
Vielerlei Adlige haben sich in den nächsten Jahrhunderten in Eschbach angesiedelt
. Immer wieder gelangten Höfe und Land sowie Anteile am großen Zehnt, welcher
der Kirche zustand, in die Hände von Adligen. So erhielt Smasmann von
Rapportstein 1437 ein Drittel des Eschbacher Kornzehnt für geleistete Dienste.
Wilhelm von Rappoltstein erwarb 1493 weitere Anteile und im Februar 1500 wurde
schließlich die Kaufurkunde für das Dorf aufgesetzt. Das angesehene elsässi-
sche Geschlecht bestimmte nun für rund 100 Jahre die Geschicke des Dorfes. Die
dem Kaiser ergebene Adelsfamilie war streng katholisch, bis mit Ulrich und vor
allem dessen Sohn Egenolph (1547-1585) reformatorisches Gedankengut den
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