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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 12
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Umgrenzung entstand ein Friedensbezirk, der Dorfetter. Äcker und Weiden waren
einzuzäunen wegen des umherlaufenden Viehs, ebenso die Hofbezirke. Noch heute
sind einige der großen Höfe in Eschbach zu sehen, so der ehemalige Hof des
Klosters St. Trudpert. Die zivil- und die strafrechtlichen Bestimmungen begnügen
sich nicht mit Anweisungen bei Kauf und Verkauf sowie den Strafen bei bestimmten
Vergehen, in denen Körperverletzungen und auch Ehrverletzungen abgehandelt
werden. Sie befassen sich vor allem auch mit Vorschriften für das „richtige" Leben
. Hierzu gehört unter anderem der Besuch des Gottesdienstes und ein sittlicher
Lebenswandel, also kein Ehebruch, keine unehelichen Kinder, kein übermäßiger
Weingenuss, Maß im Schenken bei Hochzeiten und Taufen und keine „überflüssigen
Gastereien". Was dagegen am Rappoltsteinischen Hof an Weihnachten 1568
auf den Tisch kam, unterlag keiner Beschränkung. In der ständischen Gesellschaft
galten die Vorschriften eben nur für den untersten Stand, die Bauern und Handwerker
. Adel und Geistlichkeit durfte es jedoch an nichts fehlen, wie die Einkäufe
für das Weihnachtsfest am herrschaftlichen Hof in Rapportsweiler zeigen. Dort
wurde Wild zubereitet, das die Bauern nicht jagen durften, Fleisch auf die Spieße
gesteckt und vielerlei Arten von Konfekt und Zuckerwerk hergestellt. An teurem
Gewürz wie Pfeffer, Muskatblüte, Zimt und Nelken, Ingwer und Pomeranzenschalen
wurde nicht gespart, ebenso wenig an Zuckerhüten. In großen, an eisernen
Ketten hängenden Kesseln brodelte Suppe und Gemüse, in dreibeinigen Tortenpfannen
garten Pasteten, und die Backöfen waren voll mit duftendem Weißbrot.
Das Brot der Bauern dagegen bestand aus grobem Roggenbrot, oft vermischt mit
Gerste oder Wicken. Wenn es ein ertragreiches Jahr gewesen war, konnten sie vielleicht
ein Schwein zum Fest schlachten.

Diese Unterschiede wurden von den Bauern sehr wohl wahr genommen, wie
sich während der Voraufstände des Bauernkriegs im Mai 1524 zeigte. Die Eschbacher
Bauern weigerten sich damals, den der Herrschaft zustehenden Kornzehnt abzuliefern
. Frei von allen Abgaben wollten sie sein, ja sogar den Adel und alle Pfaffen
erwürgen. Sehr bald wurden sie von der Herrschaft zur Vernunft gebracht. Im
Jahr darauf beteiligten sie sich nicht mehr an den Aufständen.

Eine katholische Herrschaft - die Johanniter

Die Herren von Rappoltstein wurden offenbar nicht glücklich mit ihrem rechtsrheinischen
Besitz, zumal „mer Güter zu Espach, so immediate dem Ritterstandt
immatriculiert" waren. Außerdem gehörten einige der großen Höfe Klosterherrschaften
, St. Blasien bezog ein Viertel des Kornzehnt, das Kapitel Neuenburg ein
Viertel des Heuzehnt. Und schließlich lag Eschbach auf vorderösterreichischem
Gebiet, auf dem der Landesherr Österreich das letzte Wort hatte. Daher sollte nun
das Dorf gewinnbringend an die Johanniter verkauft werden, bei denen die Herren
von Rappoltstein ohnehin schon Geld geliehen hatten. Zu weitaus überteuertem
Preis, 40.000 Gulden abzüglich der Schulden, gehörte das Dorf seit 1613 mit der

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