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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 15
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Eheschließung mit Soldaten eingetragen wurde. Zu dieser Zeit musste die Trauung
bereits in der Pfarrkirche vorgenommen werden, nicht mehr davor oder gar im elterlichen
Haus.

Mit dem Einfall der schwedischen Soldaten in das Heilige Römische Reich um
1630 begann die eigentliche Leidenszeit der Menschen am Oberrhein. Im Winter
1632 drangen die Schweden vom Elsass aus über den Rhein in den Breisgau und
besetzten Neuenburg und Staufen. Die schwedischen Soldaten durchzogen die
Umgebung und nahmen den Bauern alles Vieh und alle Vorräte weg, die sie nur
finden konnten. Die Äcker wurden verwüstet, aus den Weinbergen rissen sie die
Rebstecken, um sie zu verfeuern. Eine schreckliche Hungersnot herrschte überall,
aus Kleie musste Brot gebacken werden. Die Eschbacher flohen, entweder in das
befestigte Heitersheim oder in die unwegsamen Gebiete des Schwarzwalds. Dort
waren sie zwar sicherer vor dem Feind, aber wer bewirtschaftete nun die Felder?
Zur Hungersnot trat noch eine Seuche, vermutlich die Pest, die einen großen Teil
der Bevölkerung nicht nur im Oberrheingebiet dahinraffte.

Nachdem die kaiserlichen Truppen die Schweden unter ihrem Anführer Markgraf
Friedrich VI. von Baden-Durlach vertrieben hatten, zogen jene durchs Land,
verheerten inzwischen angebaute Felder und nahmen alles mit, was die Bauern
nicht gut versteckt hatten. Hilfe von Heitersheim war nicht zu erwarten, da das
Städtchen 1638 weitgehend zerstört worden war. 1640 herrschten wieder normalere
Verhältnisse, und die Eschbacher kehrten in ihr Dorf zurück. Aus diesem Jahr
liegt ein Steuerregister der Gemeinde vor, in das der Vogt Matthias Bürgin pflichtgemäß
die von jedem Gemeindemitglied zu zahlenden Kreuzer und Gulden eintrug
. Längst nicht alle Bürger waren zurückgekehrt, und selbst der Pfarrer wusste
nicht, wie viele innerhalb und außerhalb der Gemeinde verstorben waren. Das Kirchenbuch
wurde all die Jahre hindurch jedoch von ihm weitergeführt. Deutlich ist
dabei zu sehen, dass seit 1634 viel weniger Kinder zur Welt kamen. Erst nach
Kriegsende und der Verkündung des Westfälischen Friedens 1648 nahmen die Geburten
wieder zu, ein Phänomen, das generell nach Kriegen zu beobachten ist.

Nun herrschte für einige Zeit zwar Ruhe, abgesehen von den immer noch durch
das Land ziehenden Soldaten, aber nun wurden die Kriegskontributionen fällig,
für die das Häufchen der Überlebenden aufzukommen hatte. Dabei lagen Gärten
und Hofstätten „ödt und wüst" und mussten wieder aufgebaut werden. Die Linde,
unter der Gericht gehalten wurde, und das Adelshaus waren jedoch nicht zerstört
worden. 32 Familien lebten nun im Dorf, fünf von ihnen allerdings ohne Ernährer.
Vor dem Krieg wurden noch 62 Bürger gezählt, also annähernd so viele Familien.
Dieser Krieg hatte einen Bevölkerungsverlust verursacht, der je nach Gebiet ein
bis zwei Drittel der Einwohner hin wegraffte. Bald schon begannen die Zuzüge:
Sieben Männer und eine Witwe waren aus benachbarten und wohl noch mehr zerstörten
Dörfern zugezogen. Weitere Zuwanderer kamen aus dem Schwarzwald,
den katholischen Kantonen der Schweiz, dem damals habsburgischen Fricktal sowie
aus Basel. Einige von ihnen verließen den Ort jedoch bald wieder, während
andere hier sesshaft wurden.

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