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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 17
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-02/0019
Gütern der Bauern geerntet wurde. Der Johanniterkommende gehörte demnach
nur ein geringer Teil der Einkünfte; weitaus mehr - insgesamt zwei Drittel - standen
Klöstern und Adligen sowie einigen Bauern zu.

Nach vielerlei Gerangel mit dem Bezirksamt, das auch eine um 20 (!) höhere
Häuserzahl als die angegebenen 73 feststellte, einigte man sich schließlich. Nun
war die Gemeinde an der Reihe, eine gerechte Verteilung auf die einzelnen Bauern
und Handwerker vorzunehmen, was sicher nicht ohne Schwierigkeiten vonstatten
ging.

Das neue Steuersystem bezog nun auch Adel und Klerus mit ein. Damit war ihre
Jahrhunderte lange Steuerfreiheit zu Ende, was den Bauern sicherlich Genugtuung
verschaffte. Weniger gefallen haben wird ihnen, dass ihre Steuer mit 25 Prozent
höher war als die der Adligen mit 16 Prozent.

Weitere Reformen betrafen die Ablösung der Frondienste durch einen Geldbetrag
und die Aufhebung der Leibeigenschaft 1782, beides ein weiterer Schritt auf
dem Weg zur Bauernbefreiung. Solange jeder Einzelne aber noch nicht Besitzer
seiner Güter war, noch Bodenzins und Zehnt abzugeben hatte, bewirkten die Reformen
keine entscheidenden Veränderungen.

Fortschritt im 19. Jahrhundert

Kurz nach der Jahrhundertwende, 1806, verloren die geistlichen Orden durch
die Säkularisation ihren Besitz. Das Großherzogtum Baden wurde gegründet -
Vorderösterreich bestand nicht mehr, ebenso wenig das Heilige Römische Reich.
Der bisherige Markgraf Karl Friedrich stand nun als Großherzog dem neu gebildeten
Staat vor. Sein Gebiet wurde auf das Fünffache vergrößert, die Bevölkerungszahl
stieg auf das Achtfache an, auf 240.000 Einwohner. Katholiken und Protestanten
hatten nun ein und denselben evangelischen Herrscher. Die Gemeinde erhielt
ihre Anweisungen jetzt vom Bezirksamt Staufen. So manches änderte sich im
Lauf der nächsten Jahrzehnte für die hiesigen Bürger. Sie erhielten das an Besitz
gebundene Wahlrecht und konnten sich von den Grundherren freikaufen, andererseits
mussten sie sich an eine immer umfangreicher werdende Bürokratie gewöhnen
. Statt des Geburtenbuchs hatte der Pfarrer ein Taufbuch zu führen, und ab
1875 wurde die Ziviltrauung obligatorisch. Noch einen weiteren Verlust an Macht
erlitt die Kirche, als ihr das Schulwesen aus der Hand genommen und die Simultanschule
für Kinder beider Konfessionen eingeführt wurde.

Armut und Auswanderung

Schon mehrmals hatte die Lage nahe am Rhein dieses Dorf früher als andere in
die Kriegswirren hineingezogen. Schon bald nach Ausbruch der Französischen
Revolution flüchteten Emigranten über den Rhein und brachten Kunde von den

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