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ganze Speckseiten und Schinken zu verstecken, die der zum reißenden Strom gewordene
Eschbach bei einem Unwetter ans Tageslicht brachte.
Dieser Krieg ging durch seine schrecklichen Materialschlachten in das Gedächtnis
der Menschen ein. Eschbach hatte glücklicherweise „nur" 18 Gefallene und einen
Vermissten zu beklagen. Im Zweiten Weltkrieg waren es doppelt so viele, 37,
die ihr Leben lassen mussten.
Im Friedensvertrag von Versailles war 1919 das rechtsrheinische Gebiet zur
„entmilitarisierten Zone" erklärt worden. Das bedeutete, dass keine Industrieanlagen
gebaut werden konnten und sich kein Militär dort aufhalten durfte. Der ganze
Streifen längs des Oberrheins war also quasi ruhig gestellt, konnte sich nicht entwickeln
und neue Arbeitsplätze schaffen. Die aus dem Elsass vertriebenen Deutschen
und die zurückkehrenden Soldaten vergrößerten noch die Not und den Mangel
an Wohnungen. Bald schon ließ die Inflation Baumaterial und Waren vom
Markt verschwinden. Als Karl Halmer morgens mit einem Sack Kartoffeln nach
Freiburg auf den Markt fuhr, kostete die Fahrkarte noch 15.000 Mark, zurück bereits
32.000 Mark. So viel hatten die Kartoffeln allerdings nicht eingebracht - er
hatte umsonst gearbeitet. Die Lage normalisierte sich erst wieder nach Einführung
zunächst der Renten-, dann der Reichsmark 1924. Die Weltwirtschaftskrise unterbrach
den Aufwärtstrend erneut und verhalf den Nationalsozialisten auch in Eschbach
zum Wahlerfolg. Nach der Gleichschaltung - Bürgermeister und Gemeinderäte
wurden nun ernannt, nicht mehr gewählt - ersetzte man den bisherigen Bürgermeister
1934 durch der Zellenleiter Otto Kisling. Seine Tätigkeit beendete erst
bei Kriegsende der Einmarsch der französischen Besatzungsmacht, die ihn verhaftete
und in ein Internierungslager brachte.
Hitlers „Blut und Boden"-Ideologie fiel bei den Bauern auf fruchtbaren Boden.
Fünf Erbhöfe wurden gebildet, 18 landwirtschaftliche Betriebe entschuldet. Endlich
wurde die Arbeit der Bauern anerkannt, die Leistung des „Nährstands" gesehen
! In Wirklichkeit wollte der „Führer" lediglich eine autarke Versorgung erreichen
, eine wirtschaftliche Unabhängigkeit vom Ausland. Im März 1936 ließ Hitler
die entmilitarisierte Zone längs des Rheins besetzen, ohne auf großen Widerspruch
Abb. 11: Die noch kurz vor Kriegsende
von den Deutschen gesprengte Eisenbahnbrücke
. Nur unter Schwierigkeiten
gelangte man nun in die andere Dorfhälfte
.
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