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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 23
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zu stoßen. „Der heißeste Wunsch jedes echten Soldaten [war] in Erfüllung gegangen
", hielt der Eschbacher Lehrer fest. Mit dem Bau des Westwalls kündigte sich
der Zweite Weltkrieg an, der am 1. September 1939 ausbrach. Erneut zogen die
Soldaten in den Krieg, erneut wurden Lebensmittelkarten ausgegeben. Eschbach
war durch seine Lage in der „roten Zone" besonders gefährdet, so dass schon zwei
Tage nach Kriegsausbruch die Kranken und danach die Frauen und Kinder evakuiert
wurden. Trotz der Nähe zu Frankreich blieb es in der Gegend relativ ruhig.
Erst im Herbst 1944 verlagerte sich die Front an den Rhein. Der Westwall wurde
nun durch Volks Sturmeinheiten verteidigt. Am 9. Februar 1945 ordnete man
schließlich die totale Räumung der Gemeinde an, nachdem vom Elsass her Artille-
riebeschuss eingesetzt hatte. Insgesamt zehn Anwesen lagen daraufhin in Ruinen,
28 Gebäude im Unterdorf erlitten mehr oder weniger schlimme Schäden. Als letzten
Akt vor dem Einmarsch der Franzosen sprengten deutsche Truppen am 21. April
1945 noch die Eisenbahnbrücke in Eschbach - als ob dies den „Feind" noch
hätte aufhalten können! Im Krieg wirkte sich die Bahnlinie negativ auf das Dorf
aus, da sie häufiges Ziel von Beschuss gewesen war.

Neubeginn

Wie empfanden die Eschbacher die sogenannte Stunde Null nach der bedingungslosen
Kapitulation im Mai 1945? Viele waren froh, dass der Krieg zu Ende
war, einige trauerten dem „1000-jährigen Reich" nach, andere fürchteten die Repressalien
der Besatzungsmacht und auch der ehemaligen Zwangsarbeiter, vor allem
der Polen, die der Militärmacht Hinweise zu hiesigen Nazis gaben.

Erneut zählte Eschbach zum „Grenzland im Abseits". Nach der Rückkehr der Bewohner
galt es zunächst aufzuräumen, Minen zu entfernen, vor allem längs der
Bahnlinie - es wurden 7.126 Sprengkörper gefunden! -, Schutt zu beseitigen, Häuser
wieder bewohnbar zu machen und das ohne ausreichendes Baumaterial. Noch
längst war die Not nicht vorbei, schlimme Jahre standen bevor, als auch auf dem
Land die Nahrungsmittel knapp wurden. Im Gegensatz zu anderen Besatzungszonen
musste hier das französische Militär mit ernährt werden. Viele Felder waren nicht
angeblümt worden, andere verwüstet. Zugvieh war kaum vorhanden, Saatgut fehlte
ebenso. Und wer sollte nun auf dem Feld arbeiten? Viele Soldaten befanden sich
noch in Gefangenschaft, während die „displaced persons" in ihre Heimat zurückkehrten
. Schwierigkeiten bereitete die Wahl eines neuen - unbelasteten - Bürgermeisters
, der Ende 1945 schließlich in Stefan Baumann gefunden wurde.

Mit der Währungsreform im Sommer 1948 war die schlimmste Zeit überstanden.
Jetzt strömten plötzlich wieder Waren auf den Markt, die bisher nicht zu bekommen
waren. Da die französische Besatzungsmacht in ihrer Zone zunächst keine
Flüchtlinge aufnahm, wurden im Herbst 1949 erst 32 Personen in Eschbach einquartiert
. 1961 stammte dann mehr als ein Zehntel der Einwohnerschaft aus ostdeutschen
Gebieten und aus der Sowjetzone. Durch sie kamen nicht nur Protestan-

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