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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 30
(PDF, 31 MB)
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sehen Dorf und Gewerbepark liegen. Schon vor der Wiedervereinigung waren die
Weichen für eine „Wohngemeinde" gestellt worden durch die Erschließung von
mehreren Baugebieten. 2010 wurde nochmals ein neues Baugebiet ausgewiesen,
Winkelmatten 3.

Durch den Kauf des ehemaligen Adelshauses, des heutigen „Castells", hat sich
die Pro-Kopf-Verschuldung von 613 Euro 2006 auf 703,41 Anfang 2010 erhöht.
Dafür hat die Gemeinde nun ein repräsentatives und geschichtsträchtiges Rathaus.
Das Gebäude erwarb sie übrigens schon einmal, 1769, bevor sie es 1795 wieder
verkaufte - vielleicht aus Geldmangel?

Inzwischen sind knapp die Hälfte der Einwohner Katholiken, etwa ein Viertel
Protestanten. Besonders viele junge Familien leben hier, die sicher auch durch die
gute Infrastruktur angezogen wurden: Zwei Kindergärten und die „Rappoltsteiner
Schule" sorgen für deren Erziehung. Ebenfalls berücksichtigt wurde die Zunahme
der älteren Bevölkerung durch eine Seniorenanlage, die zurzeit voll belegt ist. Zur
Integration der Neubürger tragen die zahlreichen Vereine, hauptsächlich Musik-
und Sportvereine, heute in geringerem Maße bei als früher, nicht zuletzt weil viele
Frauen heute ebenfalls im Berufsleben stehen und die Zeit dadurch knapper ist.

Die Bauern haben einer Vielzahl weiterer Berufe Platz gemacht; die Landwirtschaft
betreiben nur noch acht Vollerwerbsbetriebe, von denen sechs über 50 ha
bewirtschaften. Aber auch heute noch wird über die Hälfte der Gemarkung landwirtschaftlich
genutzt. Vor allem Saatgut aus Hybridmais wird seit Ende der
1950er Jahre hier gezüchtet, wobei Maschinen nun die Entfahnung - „Kastrierung
" - der Mutterpflanzen vornehmen. Da der Hybridmais sich nicht selbst vermehren
kann, muss jedes Jahr neues Saatgut durch Befruchtung erzeugt werden.
Mit Saatmais können mehr als 4.000 € pro ha erwirtschaftet werden, mit Körnermais
wären es nur etwa 1.500 € (BZ vom 11.08.2009).

Für die Zwischenbilanz - die Zeit läuft ja weiter und das Heute beinhaltet bereits
das Gestern - bleibt die Frage, ob Eschbach „ein Dorf wie jedes andere" ist.
Jeder Ort hat seine eigene Geschichte, die Schicksal und Werdegang der darin lebenden
Menschen beeinflusst, von diesen aber ebenfalls gelenkt wird. Eschbach
hat sicherlich mehr Umwälzungen verkraften müssen als so manche andere Gemeinde
. Schon die Lage nahe am Rhein und an der französischen Grenze, später
in der „Roten Zone", hat Weichen gestellt. Im 19. Jahrhundert veränderte die Eisenbahn
das Dorfbild durch die rigorose Führung der Bahnlinie. Im 20. Jahrhundert
wurde durch die Anlage des NATO-Flugplatzes nicht nur gravierend in die
Gemarkung eingegriffen, sondern auch in das Leben der Eschbacher, die sich dadurch
früher als andere von traditionellen Lebens- und Arbeitsbedingungen lösen
mussten. In neuester Zeit war die für das Dorf überlebenswichtige Frage zu lösen,
was nach der Aufhebung des Fliegerhorstes aus dem frei gewordenen Gelände
werden sollte und wie der Verlust an Zuschüssen und Arbeitsplätzen aufzufangen
war. Es erforderte kreative und für Innovationen aufgeschlossene Führungspersönlichkeiten
, aber ebenso mutige und einsatzbereite Gemeindemitglieder, um all
diese Schwierigkeiten zu meistern.

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