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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 67
(PDF, 31 MB)
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doch völlig fehl und bescherte Ignaz Heinrich für die Zukunft mächtige Gegner.

Besonderes Augenmerk widmete Wessenberg der Ausbildung der Priester und
richtete in Meersburg ein theologisches Pflichtseminar ein. Bischof Dalberg weihte
Ignaz Heinrich im September 1812 zum Priester. Im selben Jahr erschien ein
neues Gesangbuch für die Diözese Konstanz. Bekannt und noch recht populär sind
die „Wessenberg Psalmen". Immer mehr Bestandteile der Liturgie wurden verdeutscht
, damit das Volk besser an der Messfeier teilnehmen konnte. Da er für eine
„vernünftigere" Gläubigkeit eintrat, Erlasse gegen Aberglauben und Wallfahrten
veröffentlichen ließ, galt er vielen als „Aufklärer" und seinen Gegnern als Verderber
der katholischen Kirche.

1814/15 weilte Ignaz Heinrich als Vertreter des Bischofs beim Wiener Kongress,
wo er vergebens für ein Reichskonkordat kämpfte. Der Bischof ernannte ihn 1815
zum Weihbischof und Coadjutor. Bischof Dalberg, gestorben am 10. Februar
1817, hatte Wessenberg als seinen Nachfolger ausersehen, was Rom jedoch entschieden
ablehnte. Der Großherzog verweigerte seine Zustimmung, weshalb der
Papst über seinen Nuntius beim badischen Regenten vorstellig wurde und eine
Neuregelung der gesamten badischen Kirchenverhältnisse vorschlug. Wessenberg
reiste daraufhin nach Rom, um selbst die Bedenken des Papstes auszuräumen.
Trotz langer Verhandlungen, während derer er nie zum Papst vorgelassen wurde,
gelang ihm dies nicht. Er lehnte entschieden die geforderte Unterwerfung und das
Abschwören von seinen Überzeugungen ab. Nach seiner Rückkehr Ende 1817
lebte er in Feldkirch, empfing im Schloss zahlreiche Besucher und nahm Sympathiekundgebungen
aus dem ganzen Land entgegen. Gleichzeitig wurden anonyme
Flugschriften zum Konflikt Wessenberg / Rom verteilt und Ergebenheitsadressen
unterzeichnet. Die ablehnende Haltung Roms gegen Wessenberg blieb auch nach
der Auflösung von Konstanz und der Verlegung der Diözese nach Freiburg 1821—
27 bestehen. Selbst die große Zustimmung des Klerus konnte die Haltung des
Papstes nicht ändern. Ignaz Heinrich von Wessenberg zog sich 53-jährig als Privatmann
nach Konstanz zurück, blieb jedoch bis zu seinem Tode Kapitularvikar.

Als Abgeordneter der I. Badischen Kammer (1818 - 1833) trat er mit Initiativen
zur Hebung des Schulwesens hervor und setzte sich für die Einrichtung von Gewerbeschulen
und die Verbesserung der Christenlehre ein.39 Auch sorgte er sich
um den Erhalt und die Pflege der reichen Archivbestände in den Pfarreien.

Wie Johann Peter Hebel war Ignaz Heinrich ein enger Berater von Großherzog
Karl. Auch dessen Nachfolger Ludwig berief ihn in die Ständekammer. Er stiftete
Kinderheime und förderte die spätere Badische Hofmalerin Maria Ellenrieder
(1791 - 1863).40 Er gab zahlreiche Schriften heraus, war ein sehr eifriger
Briefeschreiber und verfasste Gedichte.

Ignaz Heinrich von Wessenberg starb am 9. August 1860 in seinem Haus in
Konstanz. Sein Grabstein befindet sich im dortigen Münster. Der Stadt am Bodensee
vermachte er seine Bibliothek mit rund 20.000 Bänden, seinen schriftstellerischen
Nachlass, die Kunstsammlung und ein bedeutendes Vermögen.

Die daraus hervorgegangene Wessenbergstiftung mit Bibliothek und Museum

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