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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 76
(PDF, 31 MB)
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2) Beim Haus zum Schaf:
Hebel-Figuren

Vom Vreneli-Brunnen schauen wir hinüber zur Rebgasse 10. Dort entdecken
wir das schöne Wirtshaus-Schild „zum Schaf". Hier wohnte zu Hebels Zeiten
ein stadtbekanntes Original, der wohlhabende Küfer Johann Rudolf Stickelberger.
Hebel erinnerte sich noch drei Jahre vor seinem Tod an diesen außergewöhnlichen
alten Knaben (der nur 11 Jahre älter als Hebel war): Solche Exemplare sollten
nicht ausgehen, schrieb Hebel in einem Brief vom 30.10.1823, in dem er sich
wieder einmal nach Basel und Weil sehnt: Wenn nur das große Los einmal käme,
dass ich mir in Hausen ein Häuslein bauen und alle Wochen einmal nach Weil
fahren könnte. Im Winter wohnte ich in Basel an dem Sankt-Johanns-Haus (also
Hebels Geburtshaus, siehe Station 8), damit ich immer hinüber schauen könnte...
(Nr. 513).

Stickelberger machte wohl schon auf den jungen Johann Peter großen Eindruck.
So dürfen wir vermuten, dass in Hebels Kalendergeschichten manch bunter Vogel
von diesem Basler Menschen-Exemplar inspiriert und Hebels Gabe zur genauen
Menschenbeobachtung durch diesen geschult wurde.

Heute ist die Eingangstür „zum Schaf meist verschlossen, da das ehemalige
Gasthaus seit 25 Jahren Teil des Altenheims „zum Lamm" geworden ist. Der ruhige
Innenhof mag uns zum Phantasieren über Johann Rudolf Stickelberger anregen.

3) Die Sitzende Helvetia:
Hebel und die Schweiz

Wir spazieren weiter Richtung Rhein zum Brückenkopf Kleinbasel. Die dort seit
1980 sitzende Dame Helvetia lädt uns ein, nach Hinweisen zu Hebels Schweiz-Bild
zu suchen; wir werden fündig:

Die kleine Schweiz, an und um ihre Berge, aus Deutschen, Franzosen und Italienern
, aus Katholiken und Protestanten bizarr zusammengesetzt, scheint von der
Vorsehung zu einem Depot der Freiheit und der aus ihr hervorgehenden edlen Gesinnung
im Sturm der Zeit für die Zukunft aufbewahrt zu sein, ein Seminarium für
eine bessere Zeit der Nationen.

Erst der Hebel-Forscher Georg Laengin hat 1882 auf diesen Aphorismus Hebels
aufmerksam gemacht und ihn dem langen Schlummer in einem gräflichen Privatarchiv
entrissen!

Die Zeilen machen deutlich, dass Hebel ganz und gar nicht der biedere, unpolitische
Dichter ist, für den ihn noch heute viele halten. Hebel erkannte in der Schweiz
ein zukunftsweisendes politisches Modell, in dem ein friedliches und freies Leben
in einem toleranten Staat möglich ist, der konfessionelle und nationale Engstirnigkeiten
erst gar nicht zulässt! Diese Sätze sind Lichtjahre von jeder falsch verstandenen
Heimattümelei entfernt.

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