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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 79
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-02/0081
Fast 100 Jahre vor Siegmund Freud wagt sich Hebel bereits an Traumdeutungen,
denn er schreibt weiter: Es scheint mir, die erste Entstehung der Träume sei ein unwillkürliches
Spiel der Sinnennerven, besonders der Retina. Dort entstehen die ersten
Bilder, Schwingungen und Eindrücke mechanisch und leiten sich alsdann zum
Sitz der Seele fort, wo sie die nämlichen Wirkungen tun, als ob sie von wirklicher
Wahrnehmung außer uns herrührten.

Basel und der Rhein erscheinen in späteren Träumen erneut: Den 12. Oktober 1806
trank ich Kaffee in einem Kaffeehause zu Basel. Der Wirt, zugleich Traiteur, rüstete
ein großes Gastmahl; bereits wurden entsetzlich große gesottene und gebackene Fische
aufgeschichtet, die aber zugleich noch lebten und jammervoll nach Luft oder
vielmehr nach Wasser schnappten. Mein Mitleiden war sehr groß. Und nochmals fünf
Jahre später dringen wieder nächtliche Basel-Bilder in Hebels Träume: Ein ungeheuer
großes Rad drehte sich und war ringsum an seinem Rand mit Menschen und Fuhrwerkern
besetzt, die sich zwar mitdrehten, aber zugleich hin und her ihre Gänge machten.
Das Rad wurde immer größer. Auf einmal stand es still, und ein abgeschnittener Bogen
davon, der oben sich befand, war die Basler Rheinbrücke.

Mit der Rheinbrücke verband Hebel aber auch in der Tages-Wirklichkeit Ungeheures
, nämlich die oben im Gedicht „Erinnerung an Basel" bereits zitierte überdimensionale
Nase des Basler Buchbinders Scholen Dieser besaß auf der Kleinbasler
Seite eine kleine Werkstatt. Auf diese Holzbude spielt Hebel in einem Brief von
Anfang September 1802 an, als er seinem Freund Hitzig von einer Wallfahrt nach
Basel berichtet, um sich dort als Reliquie einen Span von der äußeren Hülle des
Cynikulus (= Scholers) herabzuschneiden!

Natürlich spielte der Rhein auch für den reisenden Hebel in vielen Briefen eine
bedeutende Rolle: Bingen liegt wie Basel, nur näher und kleiner: die Nahe ist die
Wiese, der Rhein ist der Rhein, da und dort unten am Berg liegt Rüdesheim wie Weil
und Tüllingen. Heisa hopp, die Reben hinab... (Nr. 19)

Und schließlich dürfen wir nicht vergessen, dass Hebel seinen Hausfreund nicht
den Badischen, sondern den Rheinländischen taufte! Schon in der Ausgabe von 1808
können wir nachlesen, wie Hebel und andere Passagiere von Karlsruhe nach Basel
gelangten, wenn sie die großherzoglich-badischen Postwagen für die 22,5 damaligen
Meilen in Anspruch nahmen: Die Route fühlte über Ettlingen, Rastatt, Bühl, Offenburg
, Kehl, dann über den Rhein nach Straßburg, weiter nach Lahr, Emmendingen,
Krozingen, Müllheim, die Kalte Herberge nach Basel. Für Früchte oder sonstige
dem Verderben und der Fäulnis unterworfene Fisch-, Wildpret- und andere Esswaren
konnte damals natürlicherweise von Seiten des Post-Instituts nicht gehaftet werden.

5) Im Hotel Drei Könige:
Hebel und Napoleon

Wir wagen uns nun ins Foyer des Hotels Drei Könige und schnuppern 5-Sterne-
Luft. Auf dem Weg von Italien zum Kongress in Rastatt machte Bonaparte „selbst-

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