Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 84
(PDF, 31 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-02/0086
Zu einem großen - späten - Freund wurde für Hebel Ignaz Heinrich Wessenberg,
dessen Biographie sich ab 1819 mit der Hebels verband, als beide Herren Mitglieder
der Ersten Kammer des Badischen Landtags wurden. Religiöse Toleranz stellten
beide höher als konfessionelle Grabenkämpfe. 12 überlieferte Briefe beweisen das
herzliche Verhältnis Hebels zum katholischen Kollegen, dem Bistumsverweser von
Konstanz, den er zunächst hochoffiziell mit Euer Exzellenz, dann bald mit verehrungswürdiger
Freund ansprach.

Vor allem Wessenbergs Idee und Antrag auf Einrichtung eines Taubstummen-Instituts
führte die beiden hohen Beamten zusammen. So schrieb Hebel am 28. Februar
1821 an Wessenberg:

Verehrtester Freund! Es wird mir das große Vergnügen, Ihnen im Vertrauen sagen
zu können, dass der Großherzog die Errichtung eines Instituts für Taubgeborene genehmigt
hat. Ich teile mit Ihnen die innige Freude über das Gelingen dieses schönen
Werks, das so vorzüglich Ihr Verdienst um die hilfs- und ratbedürftige Menschheit zu
so viel anderen ist. Das Institut soll seinen Sitz hier, in Karlsruhe haben. (Nr. 457)
Hebel als Landtags-Abgeordneter und Sozialpolitiker: Aspekte, die in der Hebel-
Forschung noch immer viel zu kurz kommen!

8) Totentanz 2:
Hebels Geburtshaus

August 1815: Obwohl der Wiener Kongress beendet und Napoleon endgültig gestürzt
war, herrschte am Oberrhein noch immer nicht Friede. In einem Brief Hebels
an Hitzig vom 20. August 1815 berichtete Hebel von Gerüchten über Gebietsabtretungen
des Oberlands an Österreich und über eine erneute Belagerung Hüningens
durch die Alliierten. Hebels Gedanken wanderten in den Süden: In Basel mag sich
jetzt viel Angststoffgas entwickeln. Etwas davon gönne ich ihnen (oho, vielleicht
den Buchdruckern?) und möchte - an deiner Seite - gerne eine Stunde drinn sein
und die jammervollen Kyrie eleisa hören. Aber leid wäre es mir, wenn der Stadt
selbst ein Leid geschähe - und jetzt eine besonders bedeutende Stelle: in der ich
geboren bin, und zwar just - wenn ich mich nicht täusche - im Haus St. Johann Nr.
14, das zweite Haus vor dem inneren Stadttor. Dort habe ich viel Gutes genossen
und wir haben dort manch proteusisches Stündlein verbracht.

1926 - zum 100. Todesjahr Hebels - wurde dieser Brief von dem Karlsruher Hebelforscher
Karl Obser erstmals veröffentlicht, sein Basler Kollege Fritz Liebrich
erkannte im gleichen Jahr die Bedeutung dieser Zeilen, die beweisen: Dieses Haus
- heute Totentanz 2 - ist Hebels Geburtshaus! In einem Brief an Gustave Fecht vom
16. Januar 1825 finden wir bestätigt: Ich bin bekanntlich in Basel daheim, vor dem
St. Johann-Stadttor das zweite Haus. Selbiges Häuslein kauf ich mir alsdann um ein
paar Gulden. Nun, aus diesem Wunsch wurde nicht mehr Wirklichkeit. Hebel starb
ein Jahr später. Das Haus blieb im Besitz einer einzigen Familie: Sixt, Riedtmann,
Berger, Danzeisen, bis 1955 das Ehepaar Albrecht-Vischer das Haus erwarb und

84


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-02/0086