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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 86
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Hebel machte später in seiner Geschichte „Einträglicher Rätselhandel" sein eigenes
Geburtshaus zum Ausgangspunkt einer längern Schifffahrt: Von Basel fuhren
elf Personen in einem Schiff den Rhein hinab. Im Anfang und von dem Wirtshaus
Zum Kopf weg war man sehr gesprächig und lustig. Als man aber schon weit an
Hüningen und an der Schusterinsel vorbei war und an Markt und an dem Isteiner
Kloster vorbei, wurde einer nach dem andern stille und gähnten und schauten den
langen Rhein hinunter...

Hebel besuchte wohl 1812 zum letzten Mal seine GeburtsStätte, um sich hier einen
guten Schoppen zu genehmigen. Bei seiner Rückkehr nach Karlsruhe begegnete
Hebel Mitte Mai 1812 dem Graveur Hueber von Basel: So einer kommt mir recht.
Er musste durch alle Gassen und Gässlein von Basel mit mir schlupfen. Am Ende
gestand er mir, dass ich Basel besser kenne als er. Ich fragte ihn auch nach Weil.
Aber dort kennt er nur die Sonne (Nr. 346).

9) Vergänglichkeit am
Totentanz

Johann Peters Kinderaugen konnten durchs Zimmerfenster hinaus auf den Rhein
und hinüber zum Schwarzwald blicken. Verließ der Kleine aber das Haus und betrat
die Straße, stand vor ihm die mächtige Predigerkirche. Diese umgab ein kaum
mehr gepflegter Kirchhof, der früher als Friedhof gedient hatte. Auf der Innenseite
der Friedhofsmauern befanden sich die Darstellungen des Basler Totentanzes. Sie
dürften auf den Knaben einen großen Eindruck gemacht haben, wie da der Sensen-
Knochenmann den Bauern und den Kaufmann, den Armen und den Reichen, das
Mädchen und den Alten, den Bettler und den Kaiser hinüber in sein Totenreich
holt! Hebel notierte schon 1787 einige Ideen zu Todes-Zeichnungen, u .a.: Der Tod
modernisiert. Statt des Stundenglases hält er eine Taschenuhr in der Hand und sieht
nach dem Zeiger. Statt der Sense eine Kugelbüchse im Arm. Etwa auch als Jäger
gekleidet. Noch im Jahre 1805 erinnert sich Hebel an den Totentanz so genau, dass
er in einem Brief (Nr. 149) davon berichten kann, dass dem Blinden im Basler Totentanz
das Hündlein abgeschnitten wurde.

Dem Todesmotiv sind wir auf unserem Spaziergang schon mehrfach begegnet;
denken wir allein an den frühen Tod beider Eltern. Im Kreuzgang des Münsters werden
wir mit dem Kunstwerk „Vergänglichkeit" der Basler Künstlerin Beate Eichin
das Motiv noch einmal aufnehmen.

Im August 1805 zerstörten Basler Bürger aus der Nachbarschaft der Predigerkirche
die Mauern - und damit die kostbaren Malereien - fast vollständig. Grund für
diese Aktion dürfte der sinkende Wohnkomfort der Gegend durch die unschönen,
licht- und luftraubenden Mauern gewesen sein. Ob Hebel bei seinem vermutlich
letzten Basler Besuch 1812 über dieses Vorgehen entsetzt war, wissen wir nicht.

Der Totentanz-Platz gibt uns die Möglichkeit, an die Hebel-Preisträgerin Marie
Luise Kaschnitz zu denken, die sich in ihrer Preisrede 1970 ausführlich mit dem Ge-

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