http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-02/0091
Verwaltung übertrug man dem Dichter Karl Friedrich Drollinger, der zu einem ve-
ritablen Literatur-Star aufstieg und Bürgerinnen und Bürger in einen Leserausch
versetzt haben soll!
Zu den eher kuriosen Beziehungen Baden - Basel zählt eine Passage aus Joseph
von Reichlin-Meldeggs „Erinnerungen eines badischen Beamten" von 1872: Dieser
behauptete, dass der Zundelfrieder aus den Erzählungen Hebels eine historische
Person - wohl aus dem Wiesental - gewesen sei. „Deutsche politische Flüchtlinge
fanden bei den Truppen in Basel-Landschaft Aufnahme und auch Zundel benützte
die Gelegenheit, bei der Regierung in Liestal als alter gedienter Soldat sich anwerben
zu lassen. Bald nachher in dem blutigen aber für die Landschaft siegreichen
Gefechte bei Prattelen am 3. August 1833 machte eine Kugel seinem vielbewegten
Leben ein Ende. So fand Zundel-Frieder noch einen ehrenhaften Soldatentod." Ob
Reichlin-Meldegg diese „Informationen" aus dem Weiler Pfarrhaus hatte, das ganz
in der Nähe des Wohnhauses von Reichlin-Meldeggs, nämlich dem Läublinhof,
lag? Wie auch immer: Bis heute konnte diese Zundelfrieder-Version nicht belegt
werden.
12) Holsteinerhof:
Der Basler Friede
Nur ein paar Schritte sind es zum Holsteinerhof in der Hebelstraße 32, benannt
nach der Gattin des Markgrafen Friedrich Magnus, Augusta Maria, Herzogin von
Holstein, deren Sohn Carl Wilhelm 1715 die Stadt Karlsruhe gründete. Als der siebenjährige
Hebel in Basel zur Schule ging, erwarb die Familie Ochs den Holsteinerhof
. Im April 1795 wurde in dessen Gartensaal - im sechsten Jahr der Französischen
Revolution - der Basler Sonderfrieden zwischen Preußen und Frankreich
geschlossen. Peter Ochs, der große Basler „Aufklärer, Revolutionär, Diplomat,
Staatsmann, Menschenfreund und Homme de lettres" - so die Charakterisierung
einer Gedenktafel zum 250. Ochs-Geburtstag an der Südfassade der Predigerkirche
- wurde nach einem dreimonatigen Verhandlungs-Marathon zum entscheidenden
„Baumeister" dieses Friedensschlusses.
Unter dessen Eindruck schrieb im fernen Königsberg Immanuel Kant ein kleines
Büchlein mit dem Titel „Zum ewigen Frieden", das in kurzer Zeit - ganz im Gegensatz
zu manch anderem Werk des Philosophen - ein echter Bestseller wurde und
die Erstauflage von 2000 Exemplaren zum Jahresende 1795 bereits vergriffen war.
Die Schrift hat mit ihrer radikal-pazifistischen Position und dem Gedanken einer
friedensstiftenden, völkerverbindenden Weltorganisation nichts an philosophischpolitischer
Sprengkraft verloren.
Wir dürfen sicher sein, dass Hebel dieses Werk kannte und schätzte, da er es
in einem Brief an Haufe vom 30. April 1814 erwähnte: Im Februar dieses Jahres
war Straßburg von russischen Soldaten angegriffen worden. In diesem Zusammenhang
notierte Hebel in Sorge um seine Straßburger Freunde: Wir Kleinstraßburger
leben ja miteinander im ewigen Frieden, den Kant für Großstraßburg vergeblich
89
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-02/0091