Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 90
(PDF, 31 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-02/0092
sucht. Nach Kants Tod hätte Hebel den Philosophen am liebsten posthum in seinen
Belchen-Fan-Club - siehe Station 26 - aufgenommen: Der große Kant wäre denn
nun auch ein Mitglied unserer großen unsichtbaren Loge, und schmaucht mit Sohn,
Wilhelm Penn/ Konfuz und Zoroasterl und Montesquieu beim himmlischen/ Bierkrug
sein Pfeifchen Knaster. (Nr. 109)

Die Zeit nach dem Basler Friedensschluss bedeutete für die Region am Oberrhein
keineswegs Frieden: Am 28. September 1795 schrieb Hebel an Gustave Fecht: Wir
leben auch noch da unten und sind wieder so leichtsinnig und mutwillig als noch
nie. Vielleicht auch so gesichert als je, da ein Teil der Osterreichischen Armee den
Rhein von oben herunter sichert, und der andre eine Linie um Mannheim zieht, hinter
welcher wir vor der Hand; ruhig essen und trinken und schlafen. Jetzt haben wir
bereits französische Einquartierung. Ein General liegt hier im Kreuz und mehrere
hundert Mann in Bulach und Beiertheim. Zum Glück sinds nur die Gefangenen von
der Heidelberger Aktion, die hier durchtransportiert werden und morgen weiters
gehen. Also noch keine Not. (Nr. 22) Wenn Hebel über Krieg schreibt, stehen zunächst
die persönlichen Alltagssorgen, Beschwichtigungen und Zuversicht auf ein
Ende des menschlichen Leids im Vordergrund.

In Karlsruhe begegnete Hebel - im Cafe Drechsler - im Jahre 1806 dem Herrn
Obrist Kolb von Basel. Letzterer ist mir ein gar lieber Mann. Wie oft sprechen
wir von Basel, von der alten und neuen Zeit, von Weil und dem Wiesental (Nr.
175). Kolb war der Vater von Susanna Miville-Kolb, der Hebel Z' Basel an mym
Rhy widmete. Kolb war in die Kriegsereignisse des Jahres 1796 stark verwickelt:
er war Oberbefehlshaber der Schweizer Armee zu einer Zeit, als sich die französischen
Truppen - nach dem Basler Frieden - zurückziehen mussten. - Kolb
war aber auch Papierfabrikant. Für die erste Auflage der Alemannischen Gedichte
lieferte seine Papiermühle das Papier an den Karlsruher Verlag. Und in dieser Gedichtsammlung
finden wir eines der deutlichsten Anti-Kriegs-Plädoyers Hebels,
wenn er in seinem Gedicht Der Schmelzofen die Arbeiter aufruft: So schmelzet
denn, und schmiedet ihr,/ und dankich Gott der Herr derfür!/ Und mach en andre
Sichle drus,l und was me bruucht in Feld undHus!/ Und numme keini Sebel meh!l
's het gnueg misrabli Chrüppel ge; (später schwächt Hebel selbst ab: 's het Wunde
gnueg und Schmerze ge) 's hinkt mengen ohni Fueß und Hand, I und menge schloß
im tiefe Sand.

Auch im Gedicht Der Storch versteckt Hebel pazifistische Ideen und gibt sich dabei
dennoch deutlich als Gegner der helvetischen Revolution zu erkennen, als deren
Zeichen im Januar 1798 in Liestal und Basel Freiheitsbäume errichtet wurden. Der
Storch in Hebels Gedicht scheint Neuigkeiten aus Afrika zu bringen: Was bringsch
denn Neus us Afrika?/ Sie hen gewis au so Umständ gha,/ und d'Büchse gspannt,
und d'Sebel gwetztj und Freiheitsbäum vor d'Chilche gsetzt?/ De hesch so roti
Strümpfli a.l Isch öbbe Bluet vom Schlachtfeld dra? - Diese afrikanischen Sensationen
sind in Wirklichkeit aber Schweizer Geschichte: Mer wüsse leider au dervol
und mengi Wunde bluet et no,/ und' s druckt no menge Chummer schwer,/ und menge
schöne Trog isch leer. Gedruckt hat die helvetische Verfassung in Basel übrigens

90


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-02/0092