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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 99
(PDF, 31 MB)
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das Los zu 6 Franken. Ein Los hob ich schon, aber ich möcht auch noch gerne eins mit
Ihnen haben. Wie schade, dass wir auch diesen Antwortbrief Gustaves nicht kennen!

In einem anderen Zusammenhang träumte Hebel vom großen Los: Wenn er
250 000 Mark gewinnt, reist er nach Palästina für den Zweck des Menschenstudiums
, flunkerte er in seinem Sendschreiben über die Juden, das wir bald näher
kennen lernen werden.

20) Rathaus und Marktplatz:
Hebels mutige Marktweiber

Wir spazieren zum Marktplatz. Im Rheinländischen Hausfreund von 1808 lesen
wir, dass Markt jeden Freitag nach Frohnfasten war. - Unter den Alemannischen
Gedichten fand Goethe Die Marktweiber in der Stadt „am wenigsten geglückt, da
sie beim Ausgebot ihrer ländlichen Ware den Städtern gar zu ernstlich den Text
lesen. Wir ersuchen den Verfasser, diesen Gegenstand nochmals vorzunehmen und
einer wahrhaft naiven Poesien zu vindizieren." Und tatsächlich machte sich Hebel
für spätere Ausgaben nochmals an einige Veränderungen. Ob diese allerdings im
Sinne Goethes waren, dies dürfen wir bezweifeln.

Goethe hatte Recht: Hebels Gedicht ist ganz und gar nicht naiv, idyllisch, poetisch!
Hebel wagte sich in einer Zeit, als im Basler Rathaus - im Zuge der helvetischen Revolution
von 1798 - erstmals eine Nationalversammlung öffentlich (!) tagte, an ein
sehr modernes Thema: Emanzipierte, kämpferische Marktfrauen blicken hinter die
Fassaden der Bürgerhäuser und durchschauen dabei die Fassaden bürgerlichen Verhaltens
. Die Marktweiber kritisieren die Arroganz und den unmenschlichen Reichtum
der Bürger: Und doch meint so ne HerJ er seig weiß Wunder mehr/ aß üsers
Gattig und bschaut ein nit.l Rieh sin sie, 's isch kei FrogJ 's Geld het nit Platz im
Trog./ Tuet üser einem e Büeßli weh/ verbause sie Dublone. Hebels Schlussfolgerung
aus den kritischen Beobachtungen der Marktfrauen ist nicht die Revolte, sondern das
Lob der Bescheidenheit und der Armut, denn so wird ihnen das Himmelreich offen
stehen... Dennoch dürfen wir am Basler Marktplatz staunen, wie „proletarisch" der
spätere Prälat Hebel zu jener Zeit empfand - in Sympathie für jene Frauen, die aus
dem (badischen) Umfeld nach Basel kamen, um hier ihre Butter, Hähne, Rüben,
Bohnen, Kirschen, Rettiche an die Frau und an den Mann zu bringen. Eigentlich
klar, dass Herr von Goethe dieses Gedicht nicht mochte.

21) Haus zu Safran:
Die Hebelstiftung

Am 20. Januar 1902 wurde in der Gerbergasse 11 das neue Zunfthaus zu Safran
offiziell eingeweiht. In dessen Vorgänger-Gebäude lud der Lehrer Fritz Burckhardt
mit einer Anzeige in den „Basler Nachrichten" vom 3. Mai 1860 ein: „In unserer

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