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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 106
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-02/0108
Nun besteigen wir noch den Münsterturm. Anlässlich eines Aufenthalts in Straßburg
plante Hebel auch einen Besuch in Basel. In einem Brief (Nr. 136) an Gustave
Fecht erzählte er: Ich wähnte, wenn ich allein und in Gedanken war, immer in Basel
zu sein. Auf dem Münsterturm bin ich auch gewesen und habe in die herrliche
Weite hinausgeschaut. Nur die Berge sah ich mit Unmut an, die mir den weiteren
Blick gegen das Oberland hin zu verschließen schienen. Es blieb aber bei der Reise
im Kopf.

Im April 1809 aber wanderten Hebels Gedanken erneut Richtung Basler Münster:
Der damalige „Chef der Basler Reformierten Kirche, der Antistes Emanuel Meri-
an, hatte sich in eine theologische Auseinandersetzung mit dem Arzt und Theologen
Jung-Stilling eingelassen, der seit 1806 bis zu seinem Tod 1817 als Geheimer
Hofrat in Karlsruhe lebte. In einem Brief an Hitzig (Nr. 252) dankte Hebel für die
Ubersendung des baslischen Gutachtens, das dem alten Antistes alle Ehre mache.
Jung-Stillings Schrift über die „Theorie der Geisterkunde" wurde damals in Basel
verboten und ihm ein viel beachteter Prozess gemacht. Uns sollen diese Streitereien
jetzt aber nicht länger beschäftigen...

Im Januar 1819 übermannte Hebel die Sehnsucht nach „Basler Theologie" noch
einmal, als er Gustave Fecht bat, ihm Basler Druckschriften zu schicken und zum
Schluss des Briefes notierte: Ich möchte gar gern auch wieder einen Böbbipredigen
hören. (Nr. 436)

26) Auf der Münsterpfalz:
Hebel als Belchen-Fan

Von der Münsterpfalz blicken wir hinüber zu den Höhen des Südschwarzwalds.
E i n Berg wurde für Hebel in dessen Lörracher Zeit zu einem ganz besonderen
Ort: der Belchen. Ihn erkoren Hebel und seine Theologen(!)-Freunde zum Thron
des Gottes Proteus, des Gottes der Wandlung und des Nichts; sie schlössen sich
zu einem Natur- und Männerbund zusammen, um als Anhänger dieses „Glaubens"
diesem Gott teils ernsthaft, teils ironisch zu huldigen.

In der Karlsruher Rückerinnerung an diese Zeit stellte sich Hebel schon in einem
frühen Brief an Gustave Fecht vom 1. Dezember 1792 den Belchen als seinen
möglichen Begräbnisort vor. Erstaunlich auch dann der Weihnachtsbrief an seine
Weiler Freundin drei Jahre später, in dem Hebel recht unbekümmert christliche und
proteische Motive miteinander verknüpfte:

Nicht wahr, Sie haben heute kommuniziert? Sie sehen so feierlich und so heilig
aus, als wenn Sie einen Engel gesehen und mit ihm von der Auferstehung der Toten,
vom Jüngsten Gericht und vom ewigen Leben geredet hätten. Was hat er Ihnen denn
Schönes erzählt und entdeckt, was wir anderen nicht wissen. Ist es wahr, dass die
erste Station von der Erde zum Himmel auf dem Belchen ist und die zweite im Mond
und die dritte auf dem Morgenstern? (Nr. 23)

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