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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 110
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Vergleichs einer Spazierfahrt über Land mit der zu Wasser das Verhältnis von Lyrik
zu Prosa umschreibt. Poetologisches Nachdenken finden wir in Hebels Briefen sehr
selten. Hier tat er's!

Deutlich wird in dieser Passage auch, wie Hebel seine jetzige Karlsruher Lebenssituation
- er unterschreibt die Epistel mit Schulhalter dahier - mit der Situation eines
weiteren Baslers, nämlich Isaak Iselins, vergleicht: Ob Hebel oder Iselin, Lehrer oder
Ratsschreiber. Hinter ihren öffentlichen Aufgaben sind sie doch beide in tiefster Seele
Dichter und Literaten: Hebels Alemannische Gedichte sind gerade in Druck, Iselins
Monatsschrift „Ephemeriden der Menschheit" noch nicht vergessen. Nicht auszuschließen
, dass Hebel auch von Iselins Gründung der Gesellschaft zur Beförderung
des Guten und Gemeinnützigen in Basel 1777 wusste und sich auch aus diesem Grund
gern an Iselin erinnert. (Iselin schrieb exakt am Tag der Geburt Hebels am 10. Mai
1760 seinem Freunde, dass man endlich Räume für eine erste Lesegesellschaft gefunden
habe: „La maison n' est pas de plus gaies. Nous n'en pouvions pas trouver de plus
commode. La societe y a pourtant trois bons et beaux appartements.") -

So wird die vorgestellte Brief stelle zu einem Zeugnis der tiefen Verbundenheit
Hebels mit der Humanistenstadt Basel einerseits, aber auch des Spotts über bürgerliche
Arroganz - in Karlsruhe und Basel!

29) Im Theater:
Hebel als Theaterfreund

Am Tinguely-Brunnen erfreuen wir uns zunächst am Spiel der Wasser schöpfenden
und Wasser spritzenden Kunstwerke und blicken dann hinüber zum Theater.
Westlich des heutigen Gebäudes wurde hier ab der Mitte des 17. Jahrhunderts von
der Weberzunft ein Ballenhaus erbaut, in dem man wahrhaftig die unterschiedlichsten
Ballspiele praktizierte. 150 Jahre später richtete man einen Zuschauerraum und
eine einfache Bühne mit Vorhang ein. Den Umbau zu einem „richtigen" Theater mit
Rängen, Logen und einer Galerie veranlasste (und bezahlte) dann der Metzgermeister
Matthias Oswald Merian. Die Eröffnung fand im Winter 1807/1808 statt.

In dieser Zeit wurde auch - im Oktober 1808 - in Karlsruhe Weinbrenners neues
Hoftheater am Schlossplatz eröffnet. Damit lernen wir den Theaterfan und Theaterabonnenten
Hebel kennen. Rund zwanzig Briefe bezeugen die Faszination, die das
Theater und vor allem die auftretenden Künstlerinnen auf Hebel ausstrahlten.

In zwei auffällig ausführlichen Briefen (Nr. 245 und 246) berichtete Hebel zwei
Wochen nach der Eröffnung des neuen prachtvollen Theaters, für das er sich gleich
in einer Loge auf ein ganzes Jahr abonniert hatte, über den Star dieser Tage: Madame
Hendel kommt vom Berliner Theater, geht nach Italien und blieb 8 Tage hier.
Sie ist eine der vorzüglichsten deutschen Künstlerinnen und in der Darstellung
einzig. Sie spielte 4 mal bei vollem Theater. Medea am Sonntag und donnerstags
darauf Ariadne wurden von ihr auf einzige Art behandelt. Der Beifall und die Bewunderung
war ungemein. Da sah man freilich, was Kunst ist, wer es noch nicht

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