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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 132
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Die Reformation hielt aber - etwa im Gegensatz zu den späteren Freikirchen -
am besonderen Amt der Wortverkündigung und der Sakraments Verwaltung fest.19
Die geistlichen Ämter der alten Kirche - Papst, Bischöfe, Priester und Diakone
- wurden so im Prinzip auf ein einziges, dem des Pfarrers zurückgeführt.20 Dieses
blieb freilich dem zum geistlichen Amt Ordinierten vorbehalten.21

Die neue Kirchenordnung brachte es mit sich, dass in den evangelisch gewordenen
deutschen Ländern der jeweilige Landesherr - anstelle des früheren Bischofs - die
Aufsicht über seine Landeskirche übernahm und in der Zeit des Absolutismus
zu deren Oberhaupt wurde. Die durch die Reformation gewonnene Freiheit ging
dadurch zum Teil wieder verloren. In der Regel überließ der Landesherr die
Verwaltung der Kirche den von ihm berufenen geistlichen Amtsträgern. Die
praktische Verantwortung in der Kirche trug somit der Stand der Theologen.22

Unter einem solchen landesherrlichen Kirchenregiment vollzieht sich auch
die wechselnde Amtstätigkeit Hebels innerhalb der Badischen Landeskirche.
Bereits die Aufnahme des Studiums der Theologie in Erlangen muss er sich vom
Markgrafen genehmigen lassen, ebenso - nach der Erlanger Zeit - die Zulassung
zur Ablegung des Examens in Karlsruhe. Auch alle späteren Amts-Ernennungen
gehen unmittelbar vom Markgrafen, bzw. Großherzog aus.23 Hebel findet sich
stets eingegliedert in eine feste Hierarchie mit einer ausgeprägten Rangordnung
und einem klaren Oben und Unten. Je höher er steigt, desto mehr weiß er sich ihr
als Mann der Kirche zugehörig und verpflichtet. In seinem letzten Amt, dem des
obersten Prälaten der Badischen Landeskirche, steht er unmittelbar unter dem
Großherzog.

Geistliches Amt und literarisches Werk

Das literarische Werk Hebels ist von seinem geistlichen Amt nicht ganz zu trennen.
Die alemannischen Gedichte kann man sich zwar auch ohne dieses vorstellen,
schwerlich aber die Kalendergeschichten des Rheinländischen Hausfreundes.
Nicht nur, dass die Redaktion des Kalenders auf einen kirchenamtlichen Auftrag
zurückgeht,24 Hebel bekennt sich bei seinen Lesern auch offen dazu, dass er den
„lutherischen Kalender" schreibt.25 Wichtiger noch: Die Geschichten haben
teilweise - dem Stil des Kalenders angepasst - ein ähnliches religiöses Anliegen
wie die damalige protestantische Predigt: sie wollen geistlich-moralische Frucht
bringen.26 Aber es sind auch die zeitlosen christlichen Kardinaltugenden des
Glaubens, der Hoffnung und der Liebe27, die der Hausfreund nicht predigt, sondern
diskret umwirbt.28 Derlei verhaltene Einladungen zur Frömmigkeit verbindet
er immer wieder mit seinen Erzählungen.29 Die Biblischen Geschichten, Hebels
letzte schriftstellerische Leistung, sind ganz aus einem kirchlichen Bedürfnis
entstanden. Ein neues Schulbuch für den Religionsunterricht soll dazu beitragen,
die konfessionellen Barrieren zwischen Lutheranern und Reformierten abzubauen,
und Hebel soll es schreiben.30

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