Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 133
(PDF, 31 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-02/0135
Schon in zeitlicher Hinsicht hat der Dienst im Umfeld der Kirche Hebel ungleich
mehr beansprucht und innerlich geprägt als sein Engagement als Dichter und
Schriftsteller. Gegenüber dem persönlichen Einsatz, den er seinen beruflichen
Aufgaben widmet, sind die dichterischen und schriftstellerischen Phasen nach
Dauer und Intensität fast Randerscheinungen.

Dem kurzen Zeitraum der Entstehung der Alemannischen Gedichte - etwa von
1799 bis 1802 31 - gehen annähernd zwei Jahrzehnte pädagogischen Wirkens im
Schuldienst voraus. In seinen poetischen Studien und Entwürfen sieht Hebel eine
„Liebhaberey in den Nebenstunden, zur Schadloshaltung für den Ungenuß mancher
Geschäftsstunde"32. Schon bald nach dem Erscheinen der Gedichte im Jahre 1803
getraut er sich „kein zweites Bändchen" mehr „zu Stande zu bringen"der „erste
heilige Anflug des Genius" sei schnell an ihm „vorübergegangen", bekennt er noch
im selben Jahr.33

Die Arbeit in der Kalenderkommission, in die er schon 1802 berufen wird,
und die damit verbundene Verpflichtung, Beiträge für den Kalender zu liefern,
bedeuten für ihn zunächst einen Zuwachs an Amtsgeschäften; man mache ihn „ mit
Gewalt zum Schriftsteller", klagt er damals.34 Während der 1807 übernommenen
Kalenderredaktion, die insgesamt neun Jahrgänge umfasst, bleibt seine berufliche
Last unvermindert bestehen. Auch die Arbeit am Kalender ist eine Nebentätigkeit,
der Hebel - wie er später sagt - die „Stunden freier Muße und heiterer Laune"
widmet.35

Neben diesen äußeren Gegebenheiten hat auch in Hebels persönlicher Sicht das
Amt unbedingten Vorrang vor seinen literarischen Interessen.

Als die theologisch etwas heikle Erzählung „Der fromme Rat" aus dem Jahrgang
181536 bei Vertretern der katholischen Kirche Anstoß erregt37 und die Auflage
beschlagnahmt wird,38 legt Hebel die Kalenderredaktion verärgert nieder.39 Er ist
inzwischen Kirchenrat und Mitglied der evangelischen Ministerialsektion und
der Rücktritt eine mittelbare Auswirkung seiner Amtsstellung. Wäre er nur der
Kalendermann gewesen, hätte er sich tatsächlich damit beruhigen können, dass
der Kalender - wie er seinen Freunden schrieb - die Zensur passiert hatte und ihn
persönlich keine Schuld treffe40. Der Kirchenmann und Theologe Hebel dagegen
sieht sich durch die Beschlagnahme bloßgestellt. Der unterschwellige Vorwurf, dass
er es an der nötigen Sensibilität in der Achtung anderer Glaubensüberzeugungen
habe fehlen lassen, muss ihn umso mehr treffen, als ihm nach seiner ganzen
Einstellung eine Verunglimpfung religiöser Gefühle Andersgläubiger absolut fremd
ist. Außerdem sieht sich Hebel von seiner eigenen Kirche im Stich gelassen, die zu
allem schweigt.41

Sein Amts Verständnis steht Hebel auch im Weg, als es darum geht, den Ertrag
seiner literarischen Arbeit zu sichern.

Im Jahre 1815 regt der Stuttgarter Verleger Johann Friedrich Cotta (1764-
1832) an, im Anschluss an das bereits erschienene Schatzkästlein eine zweite
Sammlung von Hebels späteren Kalendergeschichten herauszubringen. Hebel ist
von diesem Vorschlag zunächst angetan, will sich aber „ darüber noch von iemand

133


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-02/0135