Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 139
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-02/0141
Freund. Da ist Hebel erst knapp 2Vi Jahre in der Residenzstadt. Seine Antwort ist
auffallend kühl, fast schon abweisend, und beschreibt den Grundsatz, an den er sich
auch in den folgenden Jahren halten wird: „ Was kann ich dafür, daß mir niemand
etwas besseres drum bietet. Umsonst gibt man doch auch nicht wieder her, was man
einmal hat. 's lieb Liesel hat mich ia auch nicht umsonst aus der Hand gelassen, bis
es etwas bessres hatte. "83 Angesichts seines stetigen beruflichen Aufstiegs wird sich
Hebel „ etwas Besseres11 auch in Zukunft nicht anbieten.

Doch ganz unerwartet scheint sich ihm 1806 die Möglichkeit zu eröffnen,
Stadtpfarrer und Universitätsprediger in Freiburg zu werden. Nach dem Anfall
des Breisgaus an Baden wird im katholischen Freiburg eine evangelische Pfarrei
eingerichtet und Hebel die Stelle offeriert. „.. .wer nur Ja sagen darf,.. .das bin ich.
- Ist mir so etwas an der Wiege gesungen worden? Steht so etwas im Bohnenlied? "
schreibt er an seine Freundin.84 Aber Freiburg ist so ziemlich das Gegenteil der
ersehnten Landpfarre und Hebel unschlüssig, was er tun soll. Die Entscheidung
wird ihm schließlich abgenommen, denn der Großherzog will nicht, dass er aus
Karlsruhe weggeht.

Hebel wird darin auch ein Machtwort gegen alle anderen Wünsche nach
Veränderung gesehen haben. Seine Sehnsucht nach der Landpfarre bleibt freilich
bestehen und wird zu einem nicht mehr zu erfüllenden Traum, wie etwas, auf das
man zu lange gewartet hat, für das der rechte Zeitpunkt verstrichen ist.

Im Februar 1811 schreibt Hebel an den katholischen Pfarrer Markus Fidelis
Jäck in Triberg: „...Auch Sie seufzen noch in stiller Zurückgezogenheit nach dem
einfachen und doch so genußreichen Leben des Landpfarrers. Gereicht Ihnen
gleiche Sehnsucht zum Trost, so empfangen Sie ihn reichlich von einem Verbannten,
der in seiner schönsten Zeit dem Dorf, der Pfarrkanzel, seinem Beruf und seinen
Planen gestohlen wurde... Aber - wenn Sie wirklich wieder in eine stille Dorfpfarrei
zurückkehren, so thun Sie zur Sache, denn ich kenne Einen, der schon seit 1795 alle
Jahre den Bündel macht und ihn alle Jahre wieder auflöst und noch hier ist, nämlich
ich... "85

Hebels Stärke war das „Zur-Sache-Tunu offenbar nicht. Einem Entschluss ging
er nach Möglichkeit aus dem Weg.86 Im Eingeständnis seiner vielen vergeblichen
Vorsätze wird Resignation deutlich: An eine Änderung seiner Lage scheint er nicht
mehr zu glauben. Wollte er die eigene Landpfarre überhaupt noch? Er war doch in
Karlsruhe - worauf schon Eberhard Meckel hingewiesen hat - „ an der Quelle "87 und
hätte sich auf eine offene Stelle wahrscheinlich nur zu melden brauchen, jedenfalls,
nachdem der alte Großherzog 1811 verstorben war und dessen „Machtwort" nicht
mehr galt. Aber bei aller Unschlüssigkeit, für die es vielleicht sehr persönliche
Motive gab, - seinen Traum wollte sich Hebel nicht nehmen lassen!

Es hat ja schon etwas Unwirkliches: Da sitzt der sechzigjährige Prälat, damals der
höchste geistliche Würdenträger der Badischen Landeskirche, in der Residenzstadt
und schreibt an einer Predigt, die er als Pfarrer einer Landgemeinde bei seinem
Amtsantritt halten will. Darin lässt er seine geistliche Laufbahn nochmals Revue
passieren: „...bis in das einunddreißigste [Jahr] meines Lebens, wartete ich

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