http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-02/0156
Seit 1974 ist er zu Rheinfelden eingemeindet und hat ein lebhaftes soziales Leben.
Frau Dr. Diezinger, Archivarin von Rheinfelden, berichtete in ihrem Vortrag über das
landwirtschaftliche Leben im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert in den Dinkelbergdörfern
. Der zentrale Dinkelberg gehört mit 63 km2 zur Vorbergzone des
Schwarzwaldes. Der Name stammt vom „Dinkel"- Getreide, das man neben Kartoffeln
und Obst anbaute. Ab 1880 wurde die Viehzucht zur Erwerbsquelle. Für die
Verarbeitung der Milch entstand die Käserei-Genossenschaft Adelhausen. Nachdem
1898 das Kraftwerk Rheinfelden gebaut worden war, konnten Minsein 1902 und die
übrigen Orte seit 1918 elektrifiziert werden. Mit den landwirtschaftlichen Maschinen
zog mehr Wohlstand ein. Heute gibt es sogar mehrere Reiterhöfe.
Zur 500 m entfernten Mauritiuskapelle gingen die Besucher leider bei strömendem
Regen zu Fuß, nur einige fuhren mit dem Auto dorthin. Hermann Wider
zeigte die Architektur dieser Kapelle zunächst von innen. Der Gesamteindruck
wirkte auf die Besucher sehr harmonisch. Die Gründung der Kirche ist nicht belegt
. 1307 wird eine Kapelle in Nordschwaben und 1392 deren Patron Mauritius
genannt. Die spätgotischen Wandmalereien im Chor aus dem 15. Jh. wurden im
Barock übermalt und 1940 entdeckt. Sie zeigen vermutlich die 12 Apostel.
1770 ist die Kapelle sehr schön im Stil des Barock ausgestaltet worden, der Rokokostuck
stammt von einem Stuckateur aus Wessobrunn, der auch in Säckingen
und Minsein arbeitete.
Zum Glück ließ während dieser Besichtigung der Regen nach, und Hermann
Wider konnte vor der Kapelle die Geologie dieses Ortes erläutern. Hier ist die
„Nordschwabenverwerfung" von Maulburg bis Schwörstadt zu erkennen. Östlich
davon liegt das trockene Muschelkalkplateau, auf dem die Kapelle steht, westlich
der Verwerfung gibt es Keupertone, die das Versickern des Wassers verhindern, so
dass dort viele Dörfer und Wiesen sind.
In der Gemeindehalle servierten die „Landfrauen" freundlich das sehr gute Mittagessen
.
Danach fuhr man mit PKWs zur St. Peter und Paul-Kirche in Minsein. Diese
Kirche ist ein Kleinod, sie wurde seit 1686 erbaut, aber erst nach 1762 im Stil des
Barock ausgestaltet. Mit demselben Stuckateur Johann Michael Hennevogel, der
auch an der Mauritiuskapelle arbeitete, wurde ein Vertrag zur Kirchenrenovation
geschlossen. Langhaus und Chor hat er mit Stuck versehen, besonders die Kanzel
aus Stuckmarmor gefiel den Besuchern.
Die Hohe Flum war das nächste Ziel der Besichtigungen, dorthin gelangte man
per Auto und auf einem Fußweg. Hermann Wider zeigte den Besuchern den interessanten
Ausblick auf die Landschaft, der die geologische Beschaffenheit erkennen
lässt. Den Turm der Hohen Flum bestiegen nur einige.
Dann konnten die Tagungsteilnehmer sogar das große Wasserreservoir besichtigen
. Wassermeister Martin Metzger erläuterte die Wichtigkeit der Wasserversorgung
der Dinkelberggemeinden. Die Pumpstation Maulburg befördert seit 1908
das weiche, kalkarme Wasser aus dem Wiesental in ein Reservoir von 350 m3 auf
der Hohen Flum, seit den 60er Jahren in das große Wasserreservoir von 1200 m3,
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