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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
73.2011, Heft 1.2011
Seite: 74
(PDF, 30 MB)
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kratie gegeben wurde. Schließlich entschieden sich alle 82 Mitglieder des Bürgerausschusses
einstimmig für Erwin Gugelmeier als ersten Amtsträger.

Gugelmeier war für seine neue Tätigkeit wohl vorbereitet und konnte auf der
Bürgermeisterfeier am 21. November 1906 eine regelrechte Programmrede halten,
in der er seine Vorhaben für die kommenden Jahre erläuterte. Bereits hier hat Gugelmeier
sein Verständnis als ein über den Parteiinteressen stehendes Stadtoberhaupt
zum Ausdruck gebracht. Er betonte, dass es „dem Angehörigen jeder politischen
Partei nicht verwehrt werden dürfe", an Angelegenheiten der Gemeinde aktiv
Anteil zu nehmen. Besonderes Augenmerk in seiner Programmrede legte Gugelmeier
auf den Gesichtspunkt der Kulturförderung, so sollte das Volks- wie auch
das Fachschulwesen gleichermaßen ausgebaut werden. Zur Kulturpolitik gehörten
nach Ansicht Gugelmeiers auch die Einrichtung von Lesehallen, die Veranstaltung
von Vorträgen und Konzerten wie auch die Pflege der städtischen Sammlungen
und Museen. Weitere Initiativen sollten der Pflege des Stadtbildes wie auch dem
Gebiet der Gesundheits-, Wohnungs- und Baupolizei gelten. Besonders große Aufmerksamkeit
widmete Gugelmeier jedoch der „Arbeiterfrage", sollte doch sichergestellt
werden, „dass die Industrie ungestört arbeitet und durch soziale Kämpfe
möglichst wenig erschüttert wird". Insofern forderte der Bürgermeister gleich zu
Beginn seiner Amtszeit die örtlichen Unternehmer dazu auf, ihren Betrieb großzügig
zu leiten, was ja in ihrem eigenen Interesse sei, da das Kapital lebendiger Arbeitskraft
einen Teil der Volkskraft darstelle und soziale Unterschiede keineswegs
zu groß werden dürften. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollten sich möglichst
weitgehend gegenseitig Vertrauen entgegenbringen, genauso wie die Gemeinde ihrerseits
sich darum bemühen werde, Einrichtungen zu fördern, „die Streitigkeiten
zwischen beiden Seiten möglichst rasch, sachlich und unparteiisch beseitigten".

Bereits in seinem ersten Amtsjahr hat Gugelmeier auf zahlreichen Politikfeldern
mit der Ausarbeitung von Ortsstatuten begonnen und somit zur Professionalisie-
rung der kommunalen Strukturen in Lörrach beigetragen. Zugleich ist es dem Bürgermeister
gelungen, hierbei den von der Reichs- und Landesgesetzgebung vorgezeichneten
Rahmen auszunutzen und an die in Lörrach herrschenden Verhältnisse
anzupassen. Eine Reorganisation erfuhr auf diesem Wege die Armenpflege, genauso
wie eine Dienst- und Besoldungsordnung für die kommunalen Beamten und
Angestellten ausgearbeitet wurde, deren Rechte und Pflichten nun erstmals in der
Stadtgeschichte schriftlich fixiert wurden. Ebenfalls noch 1907 erfolgte die Errichtung
eines Gewerbegerichtes, dabei handelt es sich um einen Vorläufer der späteren
Arbeitsgerichte, in dem Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite paritätisch vertreten
waren. Besonders die Schaffung eines Gewerbegerichtes stellte somit eine
wichtige Maßnahme zur Herstellung und Konsolidierung des sozialen Friedens in
der Stadt dar. Ebenfalls unter der Führung Gugelmeiers kam es zur Erarbeitung
eines Ortsstatuts, das die Grundlage für die Schaffung einer Technischen- und einer
Finanzkommission schuf. Bei diesen Kommissionen handelte es sich um Gremien
, zu denen neben Mitgliedern des Stadtrates und des Bürgerausschusses auch
noch weitere Bürger, die über den entsprechenden Sachverstand verfügten, heran-

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