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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
73.2011, Heft 1.2011
Seite: 76
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2011-01/0078
stellte: Unmittelbar nach der Ausrufung des Kriegszustandes kam Gugelmeier die
Aufgabe zu, Quartiere für die aus der Schweiz zum Kriegsdienst einrückenden
Auslandsdeutschen zur Verfügung zu stellen, während zugleich die Nähe der Elsassfront
innerhalb der Bürgerschaft, aber auch bei den in Lörrach anwesenden
Offizieren, ein großes Maß an Unsicherheit und Verwirrung hervorrief. Dieser versuchte
Gugelmeier entgegen zu wirken, indem er einerseits immer wieder beruhigend
auf sämtliche Gesprächspartner einwirkte, andererseits bei der Basler Kantonsregierung
die Anfrage stellte, ob diese bereit sei, für den Fall eines französischen
Durchbruches Frauen und Kinder aufzunehmen und hierfür von den
Schweizern eine Zusage erhalten könnte. Schließlich kam der Stadt Lörrach noch
die Aufgabe zu, die Festung Istein zu armieren und mit Nahrungsmitteln zu versorgen
, und dies zu einem Zeitpunkt, an dem die Stadt wirtschaftlich in die Krise
rutschte. Wurde doch die Lörracher Textilindustrie im Rahmen der nun einsetzenden
Zwangsbewirtschaftung keineswegs angemessen mit Wolle und Baumwolle
von Berlin aus versorgt, was zu Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit führte.
Nicht zuletzt die Probleme der Lörracher Textilindustrie gaben für Gugelmeier im
Sommer 1917 den Ausschlag, die Nachfolge seines jüngst verstorbenen Parteifreundes
Ernst Blankenborn (Nationalliberale Partei) als Reichstagsabgeordneter
im Wahlkreis Lörrach-Müllheim anzutreten.

Der Zeitpunkt, zu dem Gugelmeier in das Parlament eintrat, war ein überaus kritischer
. Anfang Juli 1917 hatte der Zentrumsabgeordnete Matthias Erzberger, bis
dahin durchaus ein Anhänger weitgesteckter Kriegszielforderungen, seine große
Rede im Hauptausschuss des Reichstags gehalten, in der er an Hand genauen statistischen
Materials nachweisen konnte, dass die OHL die Öffentlichkeit mit ihren
Aussagen zum U-Boot-Krieg getäuscht hatte und es im Grunde unmöglich war,
mit dessen Hilfe Großbritannien militärisch zu besiegen. Zudem hatte Erzberger
die Kriegsmüdigkeit, ja den schon bald drohenden Zusammenbruch des österreichischen
Bündnispartners aufgezeigt. Das Ergebnis der Rede Erzbergers war die
Konstituierung des interfraktionellen Ausschusses aus Zentrum, SPD und der
linksliberalen Fortschrittspartei, die Verabschiedung der Friedensresolution des
Reichstages mit den Stimmen der genannten Parteien und schließlich der Sturz
von Reichskanzler Bethmann-Hollweg. Die Friedensresolution bekannte sich nunmehr
zu einem „Frieden ohne Annexion und Kontribution", bei dem die europäischen
Mächte als gleichberechtigte Partner auftreten sollten. Erwin Gugelmeier
hat bei seiner Vorstellung als Reichstagskandidat der Friedensresolution keineswegs
ablehnend gegenüber gestanden, im Gegenteil, diese sogar begrüßt, sofern
sie nur von einer möglichst breiten Mehrheit getragen würde und nicht der Eindruck
innerer Uneinigkeit entstehe. Indem Gugelmeier die Friedensresolution für
„annehmbar" erklärte, stand er jedoch im Gegensatz zu seiner eigenen Reichstagsfraktion
, deren geschäftsführender Vorsitzender Gustav Stresemann zwar mit dem
interfraktionellen Ausschuss in der Notwendigkeit innenpolitischer Reformen
übereinstimmte, außenpolitisch jedoch weiterhin an exorbitanten Kriegszielforderungen
festhielt. So war Gugelmeier noch vor dem Einzug in das Parlament „der

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