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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
73.2011, Heft 1.2011
Seite: 77
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erste Eindruck von der geringen Macht der Einzelmeinung innerhalb der großen
Fraktion des Parlaments handgreiflich zur Empfindung gebracht worden" (Das
schwarze Jahr, S. 9). In seinen Erinnerungen an „das schwarze Jahr" 1917/18
zeichnet Gugelmeier insgesamt ein negatives Bild von seiner parlamentarischen
Arbeit, bei der er in gleichem Maße von der Tätigkeit von Reichstag, Reichsleitung
und Oberster Heeresleitung enttäuscht war. So führt Gugelmeier die Niederlage
des Reiches innerhalb des Weltkrieges auf ein an allen Seiten herrschendes
Höchstmaß an Führungs- und Konzeptionslosigkeit zurück, seitens der OHL habe
man die Abgeordneten getäuscht und ihnen immer nur Siegesmeldungen weitergereicht
, um ja nur nicht die Stimmung zu verderben, seitens der Reichsleitung habe
man nicht verstanden Politik zu betreiben, sondern habe, hier folgt Gugelmeier der
Kritik Max Webers, immer nur „beamtenmäßig", aber ohne staatsmännisches Format
gehandelt. Auch die Fraktionen des Reichstages hätten es versäumt, in den
Kanzlerkrisen des Sommers und Herbstes 1917 konsequent die Initiative zu ergreifen
und Verantwortung zu übernehmen. Auch zeichnet Gugelmeier eindrücklich
die Spannungen innerhalb der nationalliberalen Reichstagsfraktion nach: In dieser
fanden sich einerseits demokratisch und sozial eingestellte Abgeordnete aus Ostel-
bien, die gleichwohl in scharfem Gegensatz zu den polnischen und sozialdemokratischen
Parlamentariern standen, sich jedoch andererseits auch klar von den konservativen
Großagrariern abgrenzten. Auf der anderen Seite stand der groß- und
schwerindustrielle Flügel des nordwestdeutschen Raumes, der sich in seinen politischen
Anschauungen im Grunde gar nicht von den konservativen Parteien unterschied
. Gugelmeier selbst darf wohl dem linken Flügel seiner Partei zugerechnet
werden, so war es für ihn im Grunde kaum nachvollziehbar, weshalb nationalliberale
Abgeordnete aus Preußen sich noch immer gegen die Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts
sträubten, genauso wie sich Gugelmeier für die Belange der El-
sässer eingesetzt hat, musste doch deren schikanöse Behandlung mit Notwendigkeit
aus Sicht des Lörracher Bürgermeisters zum Verlust der letzten Sympathien
für die Deutschen im Reichsland führen. Kritik hat Gugelmeier außerdem an den
Zensur- und Überwachungsbestimmungen während des Weltkrieges geübt.

Den Höhepunkt der Abgeordnetentätigkeit Gugelmeiers bildete um die Jahreswende
1917/18 eine Reise mit einer Delegation des Reichstages nach Lettland, um
für das Parlament ein Gutachten zu erarbeiten, in welcher Form die dort besetzten
Gebiete dem Reich angegliedert werden sollten. Freilich kam diesem Gutachten
am Ende keinerlei Bedeutung mehr zu, nachdem im Sommer 1918 der Umschwung
der Kriegslage erfolgte. Anlässlich der Bildung der ersten parlamentarischen
Regierung unter Prinz Max von Baden erhielt Gugelmeier schließlich im
Oktober 1918 das Angebot, in diese als Unterstaatssekretär einzutreten. Wenn
auch Gugelmeier dieses Angebot abgelehnt hat, fand er sich gleichwohl dazu bereit
, Anfang November sich im Auftrag der OHL an die Front zur IL Armee zu begeben
, um beruhigend auf die Soldaten einzuwirken und ein Übergreifen der Revolution
auf die Front zu verhindern. Anfangs ist dies einigermaßen gelungen,
nach der Ausrufung der Republik, musste sich Gugelmeier jedoch ins Hauptquar-

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