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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
73.2011, Heft 1.2011
Seite: 78
(PDF, 30 MB)
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tier nach Spa zurückziehen, von wo aus er sofort nach Lörrach zurückgekehrt ist.
Auch hier war es bereits zur Bildung eines Arbeiter- und Soldatenrates gekommen
, der sich jedoch letztlich zur Kooperation mit den Gemeindebehörden bereit
fand und an einem unblutigen Verlauf des Umsturzes interessiert war. In diesem
Sinne einigte sich Gugelmeier am 15. November mit den Vertretern des A- und S-
Rates auf einen knappen Aufruf, in dem die Bevölkerung aufgefordert wurde,
Ruhe und Ordnung zu bewahren, während die Landwirte der Umgebung dazu ersucht
wurden, der gesetzlichen Ablieferungspflicht nachzukommen. Schließlich
sollten die aus dem Elsass ausgewiesenen Deutschen in Lörrach solidarisch aufgenommen
werden.

Während in den nächsten Wochen der Arbeiter- und Soldatenrat schnell an Bedeutung
verlor, musste Erwin Gugelmeier, der im Januar 1919 vom Bürgeraus-
schuss in seinem Amt bestätigt wurde, eine Fülle neuer Herausforderungen lösen:
Zu allererst galt es unter den chaotischen Nachkriegsverhältnissen die Lebensmittelversorgung
der Bevölkerung wie auch der heimkehrenden Soldaten sicherzustellen
, wobei sich in Lörrach die Lage besonders schwierig gestaltete, da die
Stadt mit Menschen überfüllt war. Einerseits wichen die aus dem Elsass von den
Franzosen ausgewiesenen Deutschen zunächst nach Lörrach aus, immer in der
Hoffnung in ihre Heimat zurückkehren zu können, andererseits sammelten sich in
Lörrach die so genannten Schweizer Wehrmänner, also Deutsche, die vor dem
Krieg in der Schweiz gelebt und gearbeitet hatten und nunmehr dorthin zu ihren
Familien zurückwollten. Neben der Versorgung mit Nahrungsmitteln war es die
Aufgabe des Bürgermeisters, der zunehmenden Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit
entgegen zu wirken, was dieser durch die Ausschreibung von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen
versuchte.

Insgesamt herrschte in Lörrach in den ersten Jahren nach dem Weltkrieg eine
überaus erregte Stimmung, wiederholt wurde dem Bürgermeister von radikaler
Seite mit der Anwendung von physischer Gewalt gedroht. Zu einer ersten Eskalation
der Gewalt kam es im März 1919, als Gugelmeier auf einer Bürgerversammlung
über die Verwendung von Lebensmitteln aus einem Militärdepot Rechenschaft
abgeben musste, es ihm jedoch nicht gelang, die aufgepeitschte Menge zu
beruhigen und er am Ende seiner Rede sogar mit einer Handgranate attackiert
wurde. Glücklicherweise blieb der Bürgermeister unverletzt. - Auch die folgenden
vier Jahre waren geprägt vom Aufstieg der Kräfte der radikalen Linken zur kommunalpolitisch
stärksten Kraft, wobei es dem Bürgermeister nur schwer möglich
war, dem stets drohenden Umsturzversuch entgegen zu wirken: So verfügte die
Gemeinde über nur geringe Polizeikräfte, der Aufbau einer Sicherheitspolizei begann
erst verhältnismäßig spät und Militär konnte nicht eingesetzt werden, da Lörrach
in der entmilitarisierten Zone lag. Gugelmeier hat versucht beruhigend zu
wirken, indem er öffentlich bekannt gab, dass im Falle eines kommunistischen
Umsturzes die schweizerischen Behörden die Grenze abriegeln und deutsche Arbeitnehmer
nicht mehr einreisen lassen würden, wodurch gerade Lörrach größter
wirtschaftlicher Schaden entstehe. Diese Mahnungen fruchteten wenig, bereits im

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