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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
73.2011, Heft 1.2011
Seite: 99
(PDF, 30 MB)
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Dies leitete langfristig einen nachhaltigen sozialen und auch gewerblichen Wandel
ein: Weg vom gewohnten Berufsbild eines ausschließlich an Wald, Feld und
Acker gebundenen Bauern hin zu einem professionellen Holzhändler und einem -
sowohl regional wie überregional agierenden - Transport- und Fuhrunternehmer.
Die anfallenden bäuerlichen Tätigkeiten auf den Menehöfen wurden von Knechten
und Taglöhnern sowie nichtmeneberechtigten Bauern gegen (geringe) Entlohnung
geleistet.

Weitergehende Untersuchungen sollen zeigen, ob sich zeitgleich auch bei den
Gersbacher Menebauern ähnliche Strukturen von Rott- und Niederlegungs-
rechten37) entwickelten wie in der benachbarten Schweiz, in Tirol und Bayern.

Die Schaffung des einstigen „Genossenwaldes" bzw. der „Waldmark" ging auf
einen Vertrag von Bischof Eberhard und den Brüdern zu Beuggen aus dem Jahre
1263 zurück: „Für Gersbach ist dieser Vertrag deshalb wichtig, weil damit dieser
Wald hinter Fetzenbach zum Genossenwald - oder wie er im Mittelalter auch noch
genannt wurde - zu einer Waldmark erklärt wurde... Einen Teil dieses Waldes rodeten
Bauern aus Gersbach, die damit zu Rodungsfreien wurden und die bearbeiteten
Stücke als ihr Eigentum betrachten konnten. Dieses Waldstück wurde später
aufgeteilt: die 20 sog. Mähnebauern (nach Männi = Zug) erhielten je 90 Mg
(Morgen), gemeinsam blieben 3 200 Mg Wald und 1 800 Mg Bergfeld... Ursprünglich
bildeten wohl die Mähnebauern die gesamte Einwohnerschaft des Ortes.
Diese besaßen gemeinsam den Wald, wobei der einzelne eine festgelegte Nutznießung
, aber keinen Anspruch auf bestimmte Distrikte hatte."38)

Ähnlich wie für die Produkte der Gersbacher Waldglashütten waren auch die
Städte und Betriebe des Hochrheintals die bevorzugten Absatzmärkte für die begehrten
Gersbacher Holzprodukte, wobei Basel als Urbane Metropole eben auch
für Bau- und Brennholz einen unersättlichen Bedarf und eine ständig steigende
Nachfrage hatte.

Hinzu kamen noch die umfangreichen Holz(kohle)-Lieferungen von Gersbach
ins Eisenwerk nach Hausen. Alles Gründe dafür, die letzten Reste der wenigen
noch bestehenden Waldflächen massiv auszubeuten.

Die Nähe zur einzigen Brückenverbindung von Todtmoos-Au zum Hotzenwald,
die ausgesprochene Verkehrsfeindlichkeit des unteren Wehratais sowie eine nur
sehr eingeschränkte Flößerei begünstigten die Geschäfte der waldreichen Menebauern
. Auf der Wehra war nur das Flößen von minderwertigem, kurzem Scheitholz
möglich - und selbst dabei war die Verlustquote sehr hoch. Zudem war solch
geflößtes Scheitholz nur für das Verfeuern, beispielsweise im Eisenwerk von Wehr,
geeignet.39)

Die Lagerung von rohen und bearbeiteten Stämmen, die Weiterverarbeitung zu
Bauholz, die Unterbringung von Zugtieren und Fuhrwerken, die Futterbereithaltung
(insbesondere im Winter) benötigte größere Wirtschaftsräumlichkeiten, größere
Stallungen und Scheunen. Weshalb sich bald die Höfe der Menebauern durch
ihre Größe und Ausstattung im Dorfbild - sichtbar für alle anderen Dorfgenossen
- von denen der Nichtmenebauern und Taglöhner abhoben. Das Fuhr- und Trans-

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