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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
73.2011, Heft 1.2011
Seite: 101
(PDF, 30 MB)
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Abb. 18: Die Nutzung des Waldreichtums und der damit verbundene Aufbau einer optimalen Infrastruktur
mit geeigneten Wegen, ortsnahen Sägewerken, speziellen Transportmitteln für Lang- und Bauholz
sowie erfahrenen Gespannführern legten die Grundlage für die überragende wirtschaftliche und

damit auch gesellschaftliche Rolle der Gersbacher Menebauern.

Zusammen mit der massiven Veränderung der Erwerbstätigenstruktur in Gersbach
zugunsten der Nichtmeneberechtigten sehen wir aber auch im Bau der
Wehratalstraße (1848 - 1852) und der damit verbundenen Aussicht auf schnell
wachsende Einnahmemöglichkeiten einen weiteren Grund dafür, dass es ab diesem
Zeitpunkt erneut und heftiger denn je zu diesen schweren Konflikten zwischen
den Menebauern und Taglöhnern kam. War die einstige Verkehrsfeindlichkeit
der Wehraschlucht schon früh ein Grund zur Bevorzugung der Gersbacher
Menebauern für den Holzabtransport über Mettlen nach Wehr, bedeutete die neue
Erschließung des Wehratais einen wirtschaftlichen Schub und eine Steigerung der
Einnahmemöglichkeiten.

Nicht nur für Gersbach, wie das Beispiel aus der benachbarten Bezirksforstei
St. Blasien eindrücklich belegt: Zwischen 1854 und 1860 konnte man durch die
Benutzung der neu gebauten Wehratalstraße die Einnahmen von 30 000 auf 82 000
Gulden pro Jahr steigern.46) Wie wichtig die Wehratalstraße für Gersbach wirklich
war, zeigt sich auch in der Tatsache, dass die Menebauern die alte Straßenverbindung
zwischen Gersbach und Todtmoos-Au mit 25 % Gefälle (!) innerhalb kurzer
Zeit und unter hohem Aufwand durch eine zweite Straße mit nur 10 Prozent ersetzten
, um den lebensgefährlichen Holzabtransport etwas sicherer zu machen.

Die Zeit nach dem Friedensfest 1884 konnte die einst heftigen Wogen oberflächlich
beruhigen, dennoch pulsieren unterschwellig vielleicht selbst heute noch einige
Tropfen von jenem „durch Missgunst entstandenem bösen Blut" 47) und hinter
vorgehaltener Hand heißt es dann - „natürlich nume im Spaß gsait" - sehr wohl
aber ernst gemeint: „Es chunnt in Gerschbach halt druf a, was mer für a Name
drait" oder „Dä meint wohl, er sei immer no en Mänibuur!".

Das Friedensfest von 1884 lag 2009 genau 125 Jahre zurück: Vielleicht doch
auch ein wertvoller Impuls für das Dorf, sich aktuell und bewusst an dieses denkwürdige
Jubiläum zu erinnern? Ganz im Sinne Kneusslins für das alte Gersbach:
„Von jetzt an haben wir nicht mehr zwei Gemeinden in einer Gemeinde, jetzt sind
wir alle rechtmäßig nur Gemeindebürger" m und aktuell ganz im Sinne für das

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