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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
73.2011, Heft 1.2011
Seite: 108
(PDF, 30 MB)
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deutlich, dass in dieser Vogtei glücklicherweise die ältesten Kirchenbücher des
ganzen Markgräflerlandes erhalten geblieben sind. Anfang Februar 1574 begann
der aus Gera an der Elster stammende und in dem vom Markgraf neu bestätigten
Pfarrort Vogelbach neu aufgezogene Pfarrherr mit schön gestochener Schrift die
erste Seite des schmalen Buches auszufüllen. Papier und Tinte mag es zur damaligen
Zeit in Vogelbach wohl nur im Pfarrhaus und in der Vogtsstube gegeben haben
.

Bereits im Jahre 1562 hatte die geistliche Verwaltung der Herrschaft Rötteln das
dem Vogelbacher Bürger Melchior Meister gehörende Hofgut neben der Kirche
für knapp über 137 Pfund erworben. Hans Wagner, damals noch Vogt zu Kaltenbach
, und der damalige Landvogt Hans Albrecht von Anwyhl unterschrieben die
Urkunde dazu. Dieses Gebäude wurde dann in der Folgezeit als Pfarrhaus genutzt.

Als Merkwürdigkeit vermerkt Pfr. Hoffmann die Kuriosität einer Hochzeit im
Jahre 1582 von einem Sohn des auf dem Torhaus zu Bürgeln wohnhaften Schwagers
des Propstes Wolfgang Gemwisch mit einer Malsburger Bürgerstochter. Der
Bürgler Propst selber übernimmt zwischen 1579 und 1584 insgesamt sechsmal die
Patenschaften für Kinder aus der evangelischen Vogtei Vogelbach. Auch die Hochzeit
des Vogts Georg Pfunder aus Vogelbach mit der katholischen Maria Ziegler
aus Liel im Jahre 1597 wird als Besonderheit erwähnt, zumal später über Jahrhunderte
keinerlei konfessionsübergreifenden ehelichen Verbindungen mehr stattfanden
. Aus diesem Grunde fanden übrigens auch viele junge Mädchen und Burschen
aus dem benachbarten Kleinen Wiesental, das ja bekanntlich zur evangelischen
Konfession gehört, den Weg über die Gleichen und das Lipple ins hintere Kander-
tal, um hier ihr Glück zu suchen.

Der Dreißigjährige Krieg hatte mit seinen fürchterlichen Folgen auch im hinteren
Kandertal schlimme Zustände bewirkt. Neben vielen Pest- und Hungertoten
gab es auch Mord und Totschlag. Das kleine Dörflein Lütschenbach war zwischen
1636 und 1642 praktisch total entvölkert, wie man dem Kirchenbuch entnehmen
kann. Die Bürger sind nach Kaltenbach oder Vogelbach geflohen, wahrscheinlich
war der Ort angezündet worden. Auch 1677/78, als die Burgen und Schlösser in
hiesiger Gegend zerstört wurden, waren viele Familien aus der Vogtei z.T. bis an
den Bodensee und ins Schwäbische geflüchtet. Selbst der Wald bot den Menschen
keine Sicherheit mehr vor Verfolgung. Im August 1689 gab es eine schlimme Seuche
, die viele Familien im Tal auseinanderriss. In der zweiten Hälfte des Jahres
1702 weilten neben dem Marzeller Förster Simon Schuster wiederum viele andere
Personen aus der Gemeinde wegen des Krieges in Basel oder waren in den Wald
geflüchtet.

Über Epitaphe und Gräber in hiesiger Kirche sei nichts bekannt, außer dem
Grabgelege von Pastor Johannes Röslin nebst Frau und 2 Kindern, so vor 60 Jahren
in der Kaltenbacher Kirche geschehen sein soll; und dann die am 11. Oktober
1675 auch in der Kaltenbacher Kirche hinter dem Pfarrstuhl dem Gang nach begrabene
erste Frau des von 1673 bis 1693 in Vogelbach wirkenden Pfarrers Johann
Martin Haisch. Er war es übrigens auch, der über Vogelbach betreffs der Pfarrbe-

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