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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
73.2011, Heft 1.2011
Seite: 124
(PDF, 30 MB)
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sich die Bewohner der Dinkelbergdörfer fast ausschließlich von der Landwirtschaft.
In Adelhausen herrschte der kleine Mittelbetrieb vor, in Eichsei, Minsein und Nordschwaben
hingegen war der größere Kleinbetrieb vertreten. Heinrich Kähny berichtet
von „gesunden Besitzverhältnissen", da der Betrieb fast vollständig aus eigenem
Land bestand und so der Bauer direkt von seiner Arbeit profitierte. In keinem Ort auf
dem Dinkelberg war Industrie vorhanden. Erst nach dem Ersten Weltkrieg begannen
die Bewohner des Dinkelbergs allmählich in den Fabriken von Badisch Rheinfelden
ihren Erwerb zu finden.5 Selbstständige Gewerbetreibende gab es in den Dörfern nur
wenige, in der Regel waren es Gewerbe, die mit der Landwirtschaft verbunden waren
: z. B. Hufschmied, Schuster, Wagner, Schneider, Sattler, Schreiner, Zimmerleute.
In Adelhausen gab es einen Kaufmann, der auch Kunden von Eichsei und Minsein
bediente. Die Hausschlachtung machte einen Metzger überflüssig. Da in jedem
Haushalt das Brot für den Eigenbedarf selbst gebacken wurde, gab es auch keinen
Bäcker. Die meisten Handwerker betrieben zusätzlich noch Landwirtschaft. Zu Beginn
des 20. Jahrhunderts wanderten jedoch immer mehr Handwerker in die Stadt
ab, da sie dort bessere Verdienstmöglichkeiten vorfanden als im Dorf.6

Die Marktorte für die Bauern auf dem zentralen Dinkelberg waren um 1900 in
erster Linie Lörrach, Brombach, Steinen, Höllstein, Maulburg, Schopfheim und Zell.
Das Wiesental war damals das bedeutendste Tal des südlichen Schwarzwaldes in Bezug
auf seine Größe, Industrie und Bevölkerungsdichte. Die Stadt Schopfheim war
Sitz des Bezirksamtes - dort hatten die Bewohner der Dinkelbergorte hin und wieder
amtlich zu tun; dort wurde der geistige Kontakt mit der Außenwelt hergestellt, berichtet
Heinrich Kähny. Im ca. fünf km entfernten Rheintal verkauften vor allem die
Bauern aus Minsein und Eichsei ihre Produkte wie Eier, Butter und Milch; vor dem
1. Weltkrieg nicht nur in dem aufstrebenden Industrieort Badisch Rheinfelden, sondern
auch ins benachbarte Schweizerische Rheinfelden.

Zell blieb jedoch hauptsächlicher Absatzort für das Gemüse der Dörfer. So war
Adelhausen eindeutig ins Wiesental orientiert, die Märkte von Zell waren ca. dreieinhalb
Stunden entfernt. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts machten sich die
Frauen und Mädchen um vier Uhr morgens in kleinen Gruppen zu Fuß mit Handkarren
auf, um auf dem Markt Gemüse und Obst zu verkaufen. Zwischen 11 und
12 Uhr mittags kehrten sie, meist mit gefüllter Geldbörse, wieder zurück. Kleinere
Mengen der landwirtschaftlichen Produkte wurden in den näherliegenden Orten
Maulburg, Höllstein und Steinen verkauft. Aufgrund der klimatischen Verhältnisse
waren die Produkte auf dem Dinkelberg früher reif als in den höher gelegenen Anbaugebieten
um Zell, dort war das Klima rauer. Im Gegensatz dazu war die Natur
im klimatisch günstigeren Rheintal voraus, so dass dorthin, z. B. nach Lörrach,
weniger Obst und Gemüse geliefert wurde, sondern eher Produkte, die mit Viehzucht
zusammenhingen.

Wie schon erwähnt, war die Brotfrucht Dinkel durch den ertragreicheren, aber
auch empfindlicheren Weizen zu Beginn des 20. Jahrhunderts völlig abgelöst worden
. Er reifte gut, doch blieben die Erträge hinter denjenigen der Rheinebene zurück
. 25-28 Zentner Brotgetreide pro Hektar und Jahr waren damals eine schöne

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