Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
73.2011, Heft 1.2011
Seite: 166
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2011-01/0168
Die Stadt Heitersheim erlebte in den letzten 30 Jahren wachsendes Interesse an ihrer auch
für die Region bedeutsamen Geschichte. Dies hängt zum einen mit der wissenschaftlichen
Aufarbeitung und Erforschung der Römerzeit durch die Abteilung für Provinzialrömische
Archäologie der Universität Freiburg zusammen, hat andererseits aber auch damit zu tun,
dass sich die Bürger des Städtchens intensiver mit der Vergangenheit des Malteserschlosses
und des einstigen Fürstentums der Johanniter und Malteser beschäftigen. Die Historische Gesellschaft
leistet hierzu wichtige Arbeit. Bürgermeister Jürgen Ehret erkannte, wie sehr diese
kulturellen Werte die Attraktivität des Ortes stärken. Heitersheims herausragende Geschichte
offenbart sich auch im Römermuseum, im Johanniter- und Maltesermuseum und neuerdings
auch im Dreiländereck-Museum mit seinen wehrgeschichtlichen Exponaten.

Die Stadt reiht sich seit den erfolgreichen archäologischen Ausgrabungen unter der Leitung
von Professor Ulrich Nuber und Gabriele Seitz unter die bedeutendsten Römerorte
Baden-Württembergs ein. Spätestens seit der Freilegung der Villa urbana unweit des Schlosses
lässt sich belegen, dass die Geschichte des Ortes am südlichen Rand des Breisgaus schon
lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 777 begann. Mit einem wissenschaftlich
fundierten Beitrag der beiden Archäologen führt das mit mehr als 500 Bildern und Dokumenten
aufgelockert gestaltete Buch in die Geschichte des „Fleckens Heitersheim" ein.

Über die alamannische Epoche, die durch zahlreiche Grabfunde belegt ist und die von
Professor Gerhard Fingerlin anschaulich dargestellt wird, spannt sich der Bogen der Geschichte
zu den Johannitern und Maltesern. Der Direktor des Historischen Seminars der
Universität Freiburg und profunder Kenner der Landesgeschichte, Professor Thomas Zotz,
geht als Autor auf diesen für die Stadt sehr wichtigen Zeitabschnitt ein. In gestraffter Form
zeichnet er ein aufschlussreiches Bild damaliger Zeit, geht auf die Bedeutung des Johanni-
ter-/Malteserordens ein und beschreibt Merkmale des 258 Jahre existierenden Fürstentums
Heitersheim. Der Historiker Casimir Bumiller setzt sich mit den „Lebenswelten einer fürstlichen
Kleinresidenz" auseinander. An mehreren Beispielen wird deutlich, wie das kleine
Fürstentum um Einfluss und Anerkennung rang und manche Konflikte zu erheblichen Spannungen
zwischen Obrigkeit und Untertanen führten, so auch 1466 bei der „Heitersheimer
Revolte" während des Bauernkrieges.

Trotz diplomatischer Versuche, Napoleons Entscheidung zur Auflösung der vielen kleinen
Fürstentümer zu revidieren, ließ der badische Großherzog Karl Friedrich für Heitersheim
keine Gnade walten und gliederte das Malteser-Fürstentum 1806 in seinen Herrschaftsbereich
ein. Die Autorin Ursula Huggle ergänzte, zum Teil aus Unterlagen von Anneliese Müller, vorliegendes
Archivmaterial mit eigenen Recherchen und zeigt in ihrem reich illustrierten Beitrag
auf, wie schwer es dem Städtchen fiel, den Verlust bisheriger Privilegien zu verschmerzen.
Spannend liest sich der Beitrag von Robert Neisen über die Auswirkungen des Dritten Reiches
auf das Stadtleben. Der Historiker und Autor Robert Neisen, der auch mit der wissenschaftlichen
Aufarbeitung des Dritten Reiches von der Stadt Lörrach beauftragt wurde, nutzte
bei seinen intensiven Recherchen die letzten Chancen zu Gesprächen mit Zeitzeugen.

Im zweiten Teil des Geschichtswerkes geht es mehr um die Entwicklung der Stadt nach
dem Zweiten Weltkrieg. Bewusst verzichtete man auf ein chronologisches Aneinanderreihen
von Ereignissen. Vielmehr konzentrierten sich Journalisten und Mitglieder der Historischen
Gesellschaft in ihren Beiträgen auf Themenschwerpunkte, wie Schulen und Kirchen
, soziale und städtebauliche Entwicklungen oder auch auf den Weinbau und die strukturellen
Veränderungen der Landwirtschaft. Dass heute der Caritasverband und der Orden
der Vinzenzschwestern mit den sozialen Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen
und für betagte Schwestern den karitativen Geist der Malteser im Schloss wieder aufleben
lassen, zeigt, wie sehr man sich bemüht, geschichtliche Tradition aufzunehmen und auf
neue soziale Einrichtungen zu übertragen.

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