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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 1.2012
Seite: 24
(PDF, 29 MB)
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Bürgeln ihren Zielpunkt, hier begann der Abstieg in Richtung Basel oder zu einer
der Bahnstationen in Kandern, Badenweiler oder Müllheim. Andere begannen hier
ihre Wanderung und stiegen über Bürgeln zum Höhenweg empor, um dann den
schönsten Gipfeln entgegenzustreben.

Karl Friedrich Brenner, ein Kaufmann aus Pforzheim, selbst lungenkrank und
deshalb auf der Suche nach einem Beruf auf Schwarz waldhöhen (sein Bruder war
der Kanderner „Schneckenwirt"), wusste um die Bedeutung dieser Naturbewegung
und erwarb 1892 ganz im Trend der damaligen Zeit die südliche Hälfte des
ehemaligen Propsteigebäudes. (Damals nannten weniger die Markgräfler selbst als
vielmehr die Besitzer in ihren Werbeanzeigen das Gebäude „Schloss".) Gezielt
baute er seine Wirtschaft für Wanderer, Ferien- und Kurgäste aus und erweiterte
sie zu einer Pension. Auch viele Markgräfler Ausflügler waren unter seinen Gästen
. Mehr denn je entwickelte sich Bürgeln zu einem allgemeinen Ausflugsziel für
alle Markgräfler. Der ästhetische Blick Johann Peter Hebels vom Hügel herab
wurde zum Inbegriff, zur Chiffre für das Selbstverständnis des Markgräflers. Hier,
unter poetischer und künstlerischer Ägide, konnte Wirklichkeit „erlebt" werden,
entstand ein neues bürgerliches Selbstverständnis.

„Uffert" auf Bürgeln

Besonders an Pfingsten und noch mehr an „Uffert" (Christi Himmelfahrt) pilgerten
die Markgräfler aus ihren Tälern in Prozessionen nach Bürgeln hoch. Die Tradition
soll mündlicher Überlieferung zufolge in einem frühen Kirchenfest zu Ehren
eines Schutzheiligen begründet gewesen sein. Generationen hätten diese Sitte
noch weiter fortgeführt, obwohl die Dörfer seit 1556 reformiert waren. Ein alter
Eggener erinnert sich, wie er als Bursche mit seinen Kameraden andächtig in der
Kapelle stand und anschließend in der Wirtsstube des Karl Friedrich Brenner sogar
mit seinen „Feinden" aus dem anderen Dorf - es kann sich wohl nur um die alten
Rivalen Nieder- und Obereggenen gehandelt haben - zusammen saß. Niemals
wurde auf Bürgeln je der „Burgfrieden" gebrochen. Er führte dies auf die Wirkung
der jahrhundertealten „Weihestätte" zurück. Normalerweise würden die Burschen
der verschiedenen Dörfer unten im „Kriegszustand leben, der Dorf schönen wegen
". Aber hier oben war immer „Waffenstillstand".2

An solchen Tagen um die Jahrhundertwende hat sich eine bunte Melange aus
frohen und friedlichen Menschen zusammengefunden, viel verschiedenes Volk traf
sich dort oben. Aus Badenweiler waren die feinen Kurgäste in allen Farben vertreten
: Deutsche, Franzosen, Engländer, Russen - darunter auch „Mischfarben". Die
jungen „Markgräflermaidli" in Tracht erregten das besondere Interesse der Fremden
. Junge Burschen drückten sich in die Ecken des gefüllten Gastraumes in der
Südwestecke des Gebäudes, darunter bescheidene Liniensoldaten und Leibgrenadiere
in ihren schmucken Uniformen auf Pfingsturlaub. Vieles war zu schauen und
zu erfragen. Dieses Bürgeln als Ort einer offenen Begegnung zwischen Markgräflern

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